Handelskonflikte sind Gift für die Welt – was sollte Europa beachten?

Obgleich es eine ökonomische Binsenweisheit ist, dass Freihandel Wohlstand fördert, handelt Trump anders. Das Herstellen fairer Wettbewerbsbedingungen gegenüber China ist für die USA und Europa gleichermaßen wichtig, das Instrument von Strafzöllen grundfalsch. Europa könnte wirtschaftlich langfristig profitieren.

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In einem hervorragenden Whitepaper der Capital Bank, dem Flaggschiff der Grawe-Bankengruppe, werden die Auswirkungen der von Donald Trump initiierten Handelskonflikte dargestellt. Gleich zu Beginn führt die Bank zusammenfassend aus: „Die Zeichen stehen auf Sturm. Seit knapp eineinhalb Jahren treibt nun der, von den USA initiierte, Handelskonflikt den Politikern Sorgenfalten ins Gesicht. Unternehmen warnen vor unabsehbaren Folgen für die (Welt-)Wirtschaft. Ökonomen sehen die Konjunktur gefährdet und an den Finanzmärkten steigt die Unsicherheit zusehends. Anleger müssen sich wappnen.“

Fassungslos trommeln Politiker rund um den Globus, wie desaströs die „America-First-Politik“ des US-Präsidenten ist. Er verabschiedet sich – übrigens ganz im Sinne der europäischen Rechtsnationalisten UND der globalisierungsfeindlichen europäischen Linken – von internationalen Handelsabkommen. Dabei wird nicht zwischen dem rabaukenhaften Stil des amerikanischen Narzisten, den eingesetzten Mitteln und dem übergeordneten Konflikt um globale Dominanz gegenüber einem erstarkenden China unterschieden. Vor allem Letzteres ist jedoch ein Thema, das auch Europa interessieren muss. Denn wenn zwei sich streiten, könnte ein Dritter, nämlich Europa, langfristig lachen. Falls wir unsere Chancen clever nutzen. Bislang bietet Europa freilich eher ein Bild der Selbstvergessenheit.

Der Handelkonflikt USA-China belastet die Börsen und schadet bislang vor allem den USA

Am Montag, dem 13.Mai 2019 sank der US-amerikanische Index S&P 500 um 2.41%, der Dow Jones um 2,38% und der Technologieindex Nasdaq 100 sogar um 3,46%. Die Abschläge in Europa fielen nicht so stark aus wie in den USA. Am Freitag zuvor war der Handelsstreit zwischen den USA und China wieder aufgeflammt. Anleger müssen sich jedenfalls aktuell auf weiterhin schwankende Kurse einstellen. Auf die amerikanischen Zollerhöhungen reagierte China im Rahmen seiner Möglichkeiten, die volumensmäßig niedriger sind. Dennoch zeigt die Handelsstatistik ein Bild, das den USA zu denken geben sollte. Nachstehende Grafik der DWS, die auch Bloomberg Finance übernommen wurde, zeigt über einen längeren Zeitraum hinweg die Entwicklung der gegenseitigen Exporte:

DWS schreibt dazu: „Im Handel mit den USA gingen die chinesischen Exporte im April um 13,1 Prozent gegenüber dem Vorjahr zurück, die Importe aber um 25,7 Prozent – Amerikas Handelsdefizit mit China wuchs also weiter an. Da monatliche Handelsdaten recht volatil sein können, zeigt der Chart geglättete Zahlen (rollierender 12-Monatstrend). Im Vergleich zum vierten Quartal 2018 sanken die chinesischen Exporte in die USA um 3 Prozent, während die chinesischen Importe von US-Waren um 15 Prozent zurückgingen. Auch absolut übertraf der Rückgang der chinesischen Importe aus den USA den Rückgang der Exporte in die USA um den Faktor 2. Also überall Verlierer, doch die größeren sitzen in den USA.“

In Europa steht vor allem Deutschland im Visier von Trump

Der Handelsüberschuss Deutschlands mit den USA ist Trump ein besonderer Dorn im Auge. Rund 45% des Handelsbilanzdefizits der USA mit der EU ist auf den deutschen Überschuss zurückzuführen. Hier ist es vor allem die deutsche Autoindustrie, bei der Trump besondere Angriffsflächen sieht. Permanente Drohungen von Strafzöllen auf europäische Autos wurden zunächst mit unterschiedlich hohen Zöllen für amerikanische Autoexporte in die EU und europäischen Autoexporte in die USA begründet. Dass die unterschiedliche Höhe auf einen Abtausch mit anderen Agenden zurückzuführen sind, interessierte Trump nicht mehr. Als die EU anbot, sämtliche wechselseitigen Zölle auf Autos gänzlich zu eliminieren, reichte dies Trump plötzlich nicht. Er sah Autoimporte als Gefahr für die nationale Sicherheit, und das gegenüber NATO-Partnern!

Das Handelsblatt berichtete im Sommer 2018, dass eine Anhebung der Zölle von 2,5% auf 25% nach Einschätzung der deutschen Bundesregierung der deutschen Autoindustrie jährlich zwischen fünf und sieben Milliarden Euro kosten würde. Der negative Effekt auf das deutsche Bruttoinlandsprodukt betrüge etwa -0,2%. In Österreich, das eine starke nach Deutschland orientierte Zulieferindustrie hat, wäre der negative BIP-Effekt laut dem WIFO Experten Gerhard Streicher etwa -0,1%.

Sollte die europäische Autoindustrie allerdings symmetrisch mit Zollerhöhungen auf amerikanische Autos reagieren, würde das die US-Autoindustrie überproportional treffen. Während VW, Daimler und BMW 2017 in den USA rund 1,4 Millionen Autos verkauft haben, haben GM und Ford in der EU fast 1,6 Millionen Fahrzeuge abgesetzt. Und die Käufer der amerikanischen Modelle sind sicherlich preissensibler als die amerikanischen Käufer der deutschen Prämienmarken.

Dazu kommt eine direkte Wirkung des amerikanisch-chinesischen Handelskonfliktes, wovon letztendlich die Japaner und die Europäer am chinesischen Markt profitieren könnten. China hat 2018 die Importzölle für Autos generell von 25% auf 15% abgesenkt. Kurz darauf aber die Importzölle für Fahrzeuge aus US-amerikanischer Produktion auf 40% angehoben. Und China ist der weltgrößte Automarkt. VW liegt dort mit einem Marktanteil von 12,95% an erster Stelle, gefolgt von Honda. Erst danach folgte der chinesische Autohersteller Geely. Ähnlich hat China übrigens bei landwirtschaftlichen Produkten agiert. Daraufhin hatten amerikanische Hummerexporte nach China um 70% abgenommen, kanadische dagegen haben sich verdoppelt. Bei Soja und anderen landwirtschaftlichen Produkten ist die Entwicklung für US-Farmer ähnlich.

China hat die Zeichen der Zeit erkannt, davon kann Europa profitieren

Dennoch hat die Strategie von Trump, eine Öffnung des chinesischen Marktes zu erzwingen und erzwungenen Technologietransfer hintanzuhalten, durchaus bereits Erfolg. China sendet an die Welt mittlerweile durchaus positive Signale aus. Der chinesische Ökonom Zhang Jun ist Direktor des China-Zentrums für Wirtschaftsstudien sowie Dekan an der renommierten Fudan Universität in Shanghai. In einem Interview mit „Die Zeit“ räumt er ein, dass „China seine Märkte nicht mehr so stark abschotten darf, sondern sie für ausländische Unternehmen stärker öffnen muss“. Diese Erklärung ist sicherlich nicht unabgestimmt erfolgt und lässt auch für Europa, das im Windschatten der USA davon profitieren wird, auf Besserung hoffen. China geht davon aus, dass vor allem im Bereich von Zukunftstechnologien kein Nachholbedarf gegenüber dem Westen mehr besteht und die Öffnung daher auch für China Sinn macht.

Europa weist zwar mit China insgesamt einen negativen Handelsbilanzsaldo auf, nicht aber Deutschland. Stellt man die gesamten Exporte und Importe weltweit gegenüber, so führt Deutschland die Rangliste im Jahr 2017 mit einem Überschuss von 287 Mrd. Dollar vor Japan an, das einen Exportüberschuss von 203 Mrd. Dollar erzielt hat. China liegt mit 135 Mrd. Dollar Exportüberschuss klar dahinter. In absoluten Zahlen der weltweit größten Exportländer führt China mit Gesamtexporten von 2.263 Mrd Dollar vor den USA mit 1.547 Mrd. Dollar und Deutschland mit 1.448 Mrd. Dollar. Auf Platz vier befindet sich mit deutlichem Abstand Japan mit Exporten im Volumen von 698 Mrd. Dollar.

Strafzölle wirken auf Konsumenten wie Erhöhungen der Umsatzsteuer

Die amerikanische Volkswirtschaft lebt hauptsächlich vom Konsum, der im Übrigen vor allem vom Ausland finanziert wird. Diese Konsumorientierung dürfte die Inflation anheizen, da Importware, die kurz- und mittelfristig in den USA nicht zu ersetzen sein wird, durch Importzölle verteuert wird. Zölle sind nichts Anderes als Steuern. Trump spricht zwar davon, die Amerikaner durch Steuersenkungen zu entlasten. Gleichzeitig erhöht er über Strafzölle aber vor allem die Güterpreise, denn ökonomisch wirken Zölle, die auf die Importgüter überwälzt werden, wie Massensteuern.

Ein Schelm, der denkt, dass das System hat. Das ausufernde Budgetdefizit in den USA könnte so vielleicht einigermaßen reduziert werden. Trump prahlt zwar damit, dass Zölle den USA zufließen und China damit quasi zur Schadenswidergutmachung für ihre unfairen Handelspraktiken gezwungen würde. Das ist eine Mär, denn es sinkt über die Steigerung der Güterpreise dadurch die Kaufkraft großer Teile der Bevölkerung. Und die Welt wird sich auch nicht wie ein Tanzbär am Nasenring durch die Manege ziehen lassen. Der US-Wirtschaft wird das alles mittel- und langfristig nicht guttun, auch wenn kurzfristig die US-Wirtschaft derzeit vor allem aufgrund der durchgeführten Steuersenkungen und der Vermögenspreisinflation boomt. Amerikaner sprechen darauf naturgemäß viel stärker an als Europäer, da sie sich unmittelbar reicher fühlen und ihr Konsumniveau anheben.

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Trotz einer sodann steigenden Inflation verlangt der US-Präsident gleichzeitig Zinssenkungen von seiner Zentralbank. Aber natürlich nur für die USA. Europa wirft er Währungsmanipulation vor, da die EZB eine Nullzinspolitik fährt. Die europäische Geldpolitik hat sich aber durchaus bewährt, nachdem sie dem amerikanischen Vorbild gefolgt ist. Die Nullzinspolitik hat für den Westen nämlich die USA im Zuge der Finanzkrise eingeführt. Nach Meinung Trumps soll Europa die Zinsen erhöhen (was einen dämpfenden Effekt auf die europäische Wirtschaft hat), während gleichzeitig die amerikanische Notenbank verbal genötigt wird, die Zinsen zu senken. Damit würden in den USA die bereits jetzt deutlich teureren Aktienmärkte steigen, während sie in Europa fallen würden. Ein Wunsch, der angesichts der Aktienquote in den USA die Wiederwahl Trumps sicherstellen soll.

Die USA argumentieren im Konflikt mit Europa unehrlich

Nach übereinstimmender Auffassung praktisch aller Ökonomen bildet in modernen Volkswirtschaften nicht die Handelsbilanz (als Teilbilanz der Leistungsbilanz) die wirtschaftlichen Realitäten ab, sondern die Leistungsbilanz. Natürlich sind nicht nur Warenexporte, sondern auch Dienstleistungen und sogenannte Primär- und Sekundäreinkommen relevant. Trump verschweigt das bewusst, obgleich vor allem die amerikanische Finanzindustrie und die Technologiegiganten eine wesentliche Rolle spielen.

Spannend wird es, wenn man sich die Teilsalden der US-Leistungsbilanz (und nur die Leistungsbilanz gibt die gesamte Realität wider!) mit der EU ansieht. In Wahrheit ist diese nämlich praktisch ausgeglichen, sogar mit leichten Vorteilen auf Seiten der USA. Und das nicht erst seit Kurzem, sondern seit 2008!

Europa sollte sich in der neuen ökonomischen Weltordnung richtig positionieren

Kurzfristig schadet ein Handelskrieg der gesamten Weltwirtschaft, vor allem aber den USA und China. Wenn Europa gegenüber den USA standhaft bleibt und im Windschatten der USA die Öffnung der chinesischen Märkte nützt, dann könnte es deutlich profitieren. Und das Exportvolumen nach China dürfte sich zugunsten Europas und zulasten der USA erhöhen. Eine Kurzanalyse der OeNB zeigt, dass die bisher verhängten Zölle makroökonomisch nur vernachlässigbare Auswirkungen auf Österreich haben.

Auch im Handel mit Südamerika bietet sich mit dem Mercosur-Handelsabkommen für die EU eine einzigartige Chance, die größte Freihandelszone der Welt entstehen zu lassen. Europäische Unternehmen werden sich dadurch Zölle im Volumen von EUR 4 Mrd. pro Jahr ersparen. Dies gilt nicht nur für Waren, sondern auch für Dienstleistungen. 24% aller EU-Exporte in die Mercosur-Staaten sind Dienstleistungen. Es bleibt zu hoffen, dass nicht wieder einmal Partikularinteressen (wie beispielsweise die Landwirtschaft Frankreichs) und links- oder rechtspopulistisches Agieren dem einen Strich durch die Rechnung machen. Denn Demokratie und Marktwirtschaft sind in Europa in Bedrängnis.

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