Themenkreis “Unternehmenswert-Steigerung”
Warum ist Unternehmenswert-Steigerung auch für ein Familienunternehmen wichtig?
Zum Einen wirkt Unternehmenswert-Steigerung wie Rock ´n´Roll, sie hellt die Stimmung auf und Unternehmer sein macht einfach wieder Spaß. Gerade für Familienunternehmen schafft Unternehmenswert-Steigerung auch Freiheit und Sicherheit. Freiheit, weil ein wertvolles Unternehmen mehr Handlungsspielraum hat. In Zeiten eines turbulenten wirtschaftlichen Umfelds eröffnen sich damit viele neue Möglichkeiten. Der Unternehmer gewinnt auch Sicherheit, weil das Unternehmen stabiler, krisenfester und als Geschäftspartner attraktiver wird.
Genügt nicht einfach gutes Wirtschaften?
Gutes Wirtschaften ist die Voraussetzung für Unternehmenswert-Steigerung. Aber Wirtschaften per se ist für alle Beteiligten ebenso wenig Selbstzweck wie Fasten oder Askese, es bedarf mehr denn je einer klaren Orientierung, gerade für die Mitarbeiter. Entscheidet man sich für Unternehmenswert-Steigerung als übergeordnete Zielsetzung, so führt man einen rationalen Prozess der Unternehmensführung ein, der motiviert, für alle nachvollziehbar und verbindlich ist.
Kann man Unternehmenswert-Steigerung wirklich systematisch verfolgen?
Unternehmenswert-Steigerung ist die verbindende Klammer für eine Vielzahl von Managementtools und wirkt darüber hinaus kulturprägend für ein Unternehmen. Die Instrumente eines Wertsteigerungsprogramms werden komplementär aufeinander abgestimmt und folgen einer stringenten Logik. Das Alpine Value Management® – Modell bietet einen konsistenten Rahmen, der den Weg zum Wertzuwachs ebnet. Und auch der Mannschaft wird es gefallen, wenn der Trainer sie in die Champions League führt. Selbstverständlich bedarf es aber immer individueller Unternehmensstrategien, die maßgeschneidert auf die persönlichen Ziele der Eigentümer und die Möglichkeiten des Unternehmens abgestimmt sind. Und natürlich geht es nicht mit Lippenbekenntnissen, die Umsetzung muss auch konsequent verfolgt werden.
Was treibt einen Unternehmer an, wenn er sich der Steigerung des Unternehmenswerts verschrieben hat?
Es ist vor allem die Einsicht, dass Moden sich ändern, Werte aber bleiben. Wer sich zur Unternehmenswert-Steigerung bekennt, akzeptiert, dass Unternehmensführung nach innen rationalen Kriterien folgt. Mitarbeiter und Geschäftspartner wissen, worauf es ankommt, es gibt keine “hidden agenda”, kein sprunghaftes Wechseln zwischen unvereinbaren Zielen. Richtig verstanden, zahlt es sich für alle aus, da über Mitarbeiterbeteiligungsmodelle alle am wachsenden Kuchen teilhaben können. Das verbindet und harmonisiert die Interessen.
Themenkreis “Unternehmensfinanzierung”
Erfüllen die Banken ihre Aufgabe als Unternehmensfinanzierer heute noch ausreichend?
Ja und nein, sie bewegen sich im Rahmen ihrer Möglichkeiten. Und die sind geringer als in der Vergangenheit. Ein Unternehmen ist gut beraten, Banken als wichtigen Partner für die Grundversorgung mit finanziellen Dienstleistungen zu begreifen. Darüber hinaus sich aber auch finanzierungsseitig breiter aufstellen. Die Innenfinanzierung über den Cash Flow gewinnt an Bedeutung. Und die Möglichkeit, für alternative Finanzierungsformen ein attraktiver Partner zu sein, wird immer wichtiger. Dann ist für ein Unternehmen auch aus einer Bankbeziehung mehr herauszuholen. Denn Banken wird immer wieder nachgesagt: Sie teilen Regenschirme bei Sonnenschein aus und ziehen sie bei Regen wieder ein.
Welche Herausforderungen stellen sich künftig im Bereich der Finanzierung für Unternehmer?
Ein erfolgreicher Unternehmer sollte zeigen, dass sein Baby laufend an Wert zulegt. Zumeist setzt dies Wachstum, operative Exzellenz und neben guten Finanzdaten auch Zukunftsfantasie voraus. Wenn ein Unternehmen so aufgestellt ist, eröffnen sich viele Möglichkeiten. Mit einem starken, aber auch stabilen Partner arbeiten Financiers lieber zusammen als mit Unicorns, die durch die Decke gehen, aber auch abstürzen können.
Worauf kommt es an, wenn ein Unternehmen ein attraktiver Partner für Finanzierungen sein will?
Banken haben in der Vergangenheit gesagt, es komme auf eine hohe Eigenkapitalquote, gute Ertragslage und erstklassige Besicherungen an. Derartige Unternehmen brauchen allerdings Banken immer weniger, das wurde in den letzten Jahren den Banken schmerzvoll bewusst. Heute gewinnt die dynamische Seite der Unternehmensentwicklung immer mehr an Bedeutung. Erstens gibt es dann auch Alternativen zu Banken und zweitens müssen sich Banken weniger fürchten, wenn bei wirtschaftlichen Problemen die Zukunftsperspektiven intakt sind. Dadurch wird nämlich auch die Aufnahme von Risikokapital oder ein Verkauf von Unternehmensteilen möglich. Der Österreicher Josef Kirschner hat in einem Werbespot für die Raiffeisen Bausparkasse einen markanten Slogan bekannt gemacht: “Geld macht nicht glücklich, aber es ist gut, wenn man’s hat, wenn man´s braucht”.
Wer ist für mich als Unternehmer der geeignete Finanzierungspartner?
Pauschal lässt sich das nicht beantworten. Wenn man keinen Onkel in einer Steueroase hat, der im Bedarfsfall ein dickes Sparbuch in die Waagschale werfen kann, ist man gut beraten, mehrere Finanzierungsoptionen zu haben. Und die sollten sich nicht nur auf klassisches Fremdkapital beschränken. Der richtige Finanzierungspartner sollte jedenfalls auf Augenhöhe mit dem Unternehmer agieren und mentalitätsmäßig zu ihm passen. Junkies aus Investmentgesellschaften, die mit genagelten Schuhen und Dollarzeichen in den Augen die Arena betreten, entsprechen diesen Anforderungen nur selten. Ebenso selten sind missionarische Selbstdarsteller, die das Blaue vom Himmel versprechen, die richtige Wahl. Der Unternehmer sollte das Gegenüber genau unter die Lupe nehmen und dann seinem Gefühl folgen.
Themenkreis “Der Unternehmer in der Gesellschaft”
Wenn die Leistungsgesellschaft zu einer Erfolgsgesellschaft wird, was bedeutet das für den Unternehmer?
Es bedeutet, dass es nicht so sehr auf Anstrengung und das ehrliche Bemühen, sondern vor allem auf sichtbare und messbare Erfolge ankommt. Nicht schweißtreibende Arbeit wird honoriert, sondern eine Success Story und der Sexappeal hoher Renditen. Unternehmerisches Scheitern wird vor allem in Europa – ganz anders als in den USA – kaum verziehen. Vor allem wird es nicht als Chance begriffen, aus Fehlern gelernt zu haben und es das nächste Mal besser zu machen. Daher sollte sich ein Unternehmer so aufstellen, dass er auch bei Krisen mehrere Handlungsoptionen hat. Mit einem auf Unternehmenswert-Steigerung ausgerichteten Unternehmen gelingt das eher, da das Unternehmen dann Zukunftsfantasie hat und für Partner interessant wird.
Gelähmt durch Bürokratie, bedrängt durch Banken und Finanzamt, politisch verunglimpft als Kapitalist – wie kann sich ein Unternehmer heute verantwortungsvoll verwirklichen?
Indem er glaubhaft für gesellschaftlich wünschenswerte Ziele steht und ein begehrter Zeitgenosse ist. Das heißt, er sollte ein Unternehmen so führen, dass es wirtschaftlich prosperiert. Banken bemühen sich dann um ihn, das Finanzamt kann er sich leisten und ein begehrter Arbeitgeber wird selten als gieriger Kapitalist wahrgenommen. Der Unternehmer muss erkennen, dass er für sich, seine Familie und sein Umfeld dann verantwortungsvoll handelt, wenn er nachhaltig Werte schafft. Es gilt: Hilf dir selbst, sonst hilft dir keiner. Unternehmerische Selbstverwirklichung setzt eine zur Person passende Vision voraus. Verantwortungsvoll ist unternehmerische Selbstverwirklichung dann, wenn sie auf einem soliden wertmäßigen Fundament steht.
Welche langfristigen Implikationen sehen Sie durch die Entwicklungen in Asien für Unternehmer in der „Alten Welt“?
Noch steht der Westen für eine leistungsfähige Industrie mit qualitativ hochwertigen Produkten. Während Europa vor allem in traditionellen Investitionsgüterindustrien über einen technologischen Vorsprung verfügt, sind die USA im Bereich IT führend. Auch im Finanzbereich verfügt die westliche Welt noch über deutliche Wettbewerbsvorteile. Derzeit verfügt der Westen auch noch über einen großen Kapitalstock, global dominante Währungen, eine starke militärische Position und ein hohes kreatives Potenzial. Unser Gesellschaftsmodell hat jedoch vor allem in Asien bereits an Anziehungskraft verloren. Niemand will orientierungslosen Träumern mit erkennbarem Selbstzerstörungstrieb nacheifern. Und unsere Wettbewerbsvorteile schwinden. Wachstum, Zukunftsoptimismus und ein Vertrauen in Good Government finden sich vor allem in Asien. Von der Dynamik asiatischer Märkte können Unternehmer hierzulande vor allem dann profitieren, wenn sie internationalisieren. Dies bedeutet nicht nur Export, sondern ein generelles Überdenken der gesamten Supply Chain. Ohne diese Öffnung auch im Bereich des Mittelstands wird es schwierig werden.
Wie sehen Sie die politische Zukunft in Europa?
Wenn es Europa nicht gelingt, sich von seiner Selbstgefälligkeit und seinem moralischem Sendungsbewusstsein zu befreien, werden wir an Stellenwert verlieren und Wohlstandseinbußen hinnehmen müssen. Das Denken in Besitzstandswahrung und die Beschwichtigungsparolen ehemals staatstragender Parteien werden vor allem unterprivilegierte Bevölkerungsgruppen und die Mittelschicht hart treffen. Wutbürger werden aus Protest politische Instabilitäten auslösen, die einer strategischen Positionierung europäischer Interessen in der Welt entgegenwirken. Ich glaube, wir haben nur noch wenige Jahre Zeit, eine Trendumkehr einzuleiten. Hinsichtlich der Erfolgsaussichten bin ich diesbezüglich eher skeptisch. Für Unternehmer bedeutet das, sich auf den Worst Case vorzubereiten und hier und jetzt alle Chancen zu ergreifen, die sich aus der Globalisierung ergeben.
Was kann der Unternehmer in diesem Jahrhundert noch zur europäischen Gesellschaft beitragen?
Schon immer waren Unternehmer wenig geliebt, aber gleichzeitig immer bewundert. Sie haben Wohlstand geschaffen, für Fortschritt gesorgt und die Befreiung aus der Knechtschaft zunächst feudaler und später auch staatlicher Bevormundung bewirkt. Diese Chance bietet sich nach wie vor. Wenn es den Unternehmern nicht gelingt, durch Vorbildwirkung zu überzeugen und Vertrauen in die europäische Gestaltungskraft zu vermitteln, wer soll es dann tun? Gleichzeitig sollten Unternehmer solidarisch mit der Zivilgesellschaft auch politisch aktiv werden. Ein Parlament, zusammengesetzt vor allem aus Beamten und Berufspolitikern, kann keinen Umschwung glaubhaft einleiten. In einem politisch schwachen Europa kann die Mobilisierung nur von anpackenden Gestaltern – den klassischen Entrepreneuren – ausgehen. Weder das saturierte Bildungsbürgertum, noch angstgetriebene Politiker, weder Rechts- noch Linkspulisten und auch nicht die Macht der Straße können den wertschaffenden Unternehmer ersetzen.
Welche neuen Chancen bietet das Zeitalter globaler Umwälzungen?
Das heutige Zeitalter globaler Umwälzungen bietet Chancen in einem Ausmaß, wie sie zuletzt am Beginn der industriellen Revolution vorzufinden waren. Diese können aber nur von aktiven Menschen und aktiven Gesellschaften genützt werden. Wirtschaft ist kein Nullsummenspiel. Ebenso wie die global steigende Lebenserwartung und das global immer höhere Wohlstandsniveau steigt global auch das reale Bruttosozialprodukt, es wird nicht nur auf konstantem Niveau umverteilt. Aber es wird Gewinner und Verlierer geben. Gewinner können langfristig nur jene sein, die sich der Herausforderung stellen. Darin unterscheidet sich der Unternehmer vom Unterlasser. Innovation ist immer und überall möglich, neue Herausforderungen anzunehmen statt sich in Deckung zu begeben lautet die Devise. Wenn sich globale Märkte öffnen und sich damit die Potenziale vervielfachen, sowohl absatzseitig als auch beschaffungsseitig, dann muss man auch mutig zugreifen. Das Geld liegt auf der Straße, man muss sich aber bücken, um es aufzuheben.