Warum Unternehmen sich nicht mehr nur auf Banken verlassen können

Banken tragen immer weniger zur Unternehmensfinanzierung bei – allerdings unfreiwillig. Überschießende staatliche Regulierung hemmt gesunden Risikoappetit und Innovationen. Die Finanzierungslücke lässt sich derzeit nur teilweise durch alternative Finanzierungen schließen. Öffentliche Förderungen können helfen. Auch im Bereich der Fremdfinanzierung gibt es allerdings ernstzunehmende Alternativen.

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Seit Ausbruch der Finanzkrise ist die Bankenwelt insbesondere in Europa nachhaltig geschwächt. Die Schwächung hat bankspezifisch unterschiedliche Ursachen, wurde aber auch durch politische Fehlentscheidungen in Europa verschärft und vor allem nachhaltig verfestigt. Meine Aussagen beziehen sich in der Folge vor allem auf Banken in der DACH-Region (Deutschland, Österreich, Schweiz), treffen jedoch im Großen und Ganzen auch auf den Rest Europas zu. Im Zuge der Finanzkrise wurde das Investmentbanking besonders in Mitleidenschaft gezogen. Der ab dem Jahr 2009 folgende wirtschaftliche Abschwung hat schließlich jedoch auch das Kommerzgeschäft der Banken getroffen, was für Unternehmer und Unternehmen unmittelbare Auswirkungen hat. Die Bankenstruktur in der DACH-Region ist im wesentlichen durch Universalbanken geprägt.

Die Struktur der Bankenlandschaft wurde in Europa weitgehend konserviert, die Schließung überlebensunfähiger Banken nicht hinreichend durchgeführt. Die Entfaltung geschäftlicher Aktivitäten wurde und wird durch regulatorische Maßnahmen weitgehend behindert und die Ertragskraft durch zusätzlich verordnete administrative Kosten sowie fiskalische Maßnahmen untergraben. Banken sind daher bei uns im internationalen Vergleich chronisch ertragsschwach, regulatorisch geknebelt und müssen zunehmend entgegen ihrer eigenen Überzeugung eher wie eine Behörde als wie ein Unternehmen geführt werden.

Die aktuell scheinbar verbesserte Ertragskraft war im Wirtschaftsjahr 2018 vor allem auf die Auflösung von Risikokosten zurückzuführen. Dass positive Ergebnisbeiträge aus diesem Titel ein trügerisches Bild vermitteln, ist gefährlich. Denn diese Möglichkeiten stoßen an natürliche Grenzen und sind nicht nachhaltig.

Wie verhalten sich Banken im Kommerzgeschäft seit der Finanzkrise 2008/09?

Banken sind angesichts der aktuellen Geldpolitik, der steigenden Eigenkapitalerfordernisse und der regulatorischen Strangulierung massiv unter Druck. Hinzu kommt der Druck auf ihre Geschäftsmodelle durch Fintechs und neuerdings auch durch große Technologiekonzerne. Die Gleichschaltung der Geschäftsmodelle durch eine staatlich verordnete Vereinheitlichung der Geschäftsprozesse und Risikomodelle erhöht den Wettbewerbsdruck, drückt auf die Margen und verringert ihre Möglichkeit, eine gesunde Risikotoleranz an den Tag zu legen. Kreditklemmen sind die Folge. Letztlich bedeutet die aktuell praktizierte Regulierung aus meiner Sicht aber auch eine Erhöhung der Systemrisiken, obgleich staatlicherseits das Gegenteil angestrebt wird. Treten Krisen auf, dann haben nämlich alle mit denselben Problemen zu kämpfen. Keine Finanzkrise hat dieselben Ursachen wie die vorhergehende. Risikomodelle können sie daher nicht adäquat antizipieren. Die harmonisierten Risikomodelle stellen dann aber ein Klumpenrisiko dar.

Für das kommerzielle Kreditgeschäft bedeutet dies, dass das Zurückfahren von Risikokosten zu einem zentralen Instrument der Gegensteuerung geworden ist. Dies kann nun auf zwei unterschiedliche Arten erfolgen, die in der Regel kombiniert zum Einsatz kommen. Die eine Maßnahme ist historisch betrachtet nicht neu und stellt ein Standardinstrument dar: Die Kriterien für die Kreditvergabe werden verschärft, um so die Ausfallswahrscheinlichkeit und damit das Kreditrisiko zu reduzieren. Die zweite Maßnahme ist Reduktion der Risikokosten des risikorelevanten Geschäftsvolumens, der sogenannten “risk-weighted assets”. War seit Jahrzehnten Bilanzsummenwachstum die erstrebenswerte (und auch volkswirtschaftlich erwünschte) Normalität, so wird es heute teilweise als Erfolg gefeiert, wenn das Gegenteil der Fall ist.

Dies stellt eine schlechte Nachricht für Unternehmen als kommerzielle Kreditnehmer dar. Ihre wichtigste Finanzierungsquelle kommt ihnen zwar nicht abhanden, die Trauben hängen aber deutlich höher und die Margen auf Kredite sind trotz massiven Wettbewerbs gestiegen. Letzteres wird derzeit noch nicht schmerzvoll wahrgenommen, da das allgemeine Zinsniveau extrem niedrig ist. Nachdem Kontinentaleuropa über keine ausreichend entwickelte Kapitalmarktkultur verfügt, stehen Börsen trotz gegenteiliger Beteuerungen vor allem für große Unternehmen zur Verfügung. Und für Bankkredite gilt: Während früher restriktives Bankverhalten vor allem dem Konjunkturzyklus geschuldet war, ist es heute strukturell bedingt und damit systemimmanent.

Die Kultur von Banken im Kommerzgeschäft hat sich nachhaltig verändert

Bankkultur und Bankmitarbeiter haben sich in den letzten Jahren massiv verändert. Ebenso die Wahrnehmung von “Bankern” in der Öffentlichkeit. All dies hat auch eine wesentliche Veränderung im Umgang von Bankmitarbeitern/-Bankmanagement mit Unternehmen als Bankkunden bewirkt. Die Auswirkungen der Veränderung im Finanzsektor sind jedoch nicht nur klimatischer Natur, sie wirken sich auch inhaltlich auf die Kundenbeziehungen aus.

Als ich meine Banklaufbahn startete (Ende der 1980er Jahre), war es noch möglich, im Kommerzkundengeschäft vielfältige Erfahrungen zu sammeln und sich individuell auf die Kunden einzulassen. Die Lernkurve in Bezug auf unterschiedliche Geschäftsmodelle und Branchen war daher hoch. Als Bank verstand man sich als Unternehmen, das Kundenbedürfnisse abdeckte und nicht als Behörde, die formale Prozesse möglichst fehlerfrei administriert. Dazu kam, dass auch in der Bank selbst ein bereichsübergreifendes Arbeiten möglich war und das unternehmerische Denken des Mitarbeiters gefördert wurde. Verantwortung wurde übertragen, Chefs standen bei vertretbaren Fehlern hinter dem Mitarbeiter und delegierten Verantwortung. Die Beziehung zwischen verschiedenen Banken war zwar kompetitiv, aber von Handschlagqualität geprägt.

Bankkunden sollten nicht vergessen, dass bei größeren Banken die alle paar Jahre wieder stattfindende strategische Neuausrichtung zu einer Verschiebung von Prioritäten und einer Neubewertung von Kundenbeziehungen führt. Die “Verlässlichkeit” des Geschäftspartners Bank ist damit nur noch eingeschränkt gegeben. Im Umgang mit Banken sollte sich der Unternehmer oder Manager heute daher umorientieren. Je kleiner die Bank ist, desto eher ist das persönliche Moment auch heute noch spürbar. Die Geschäftsbeziehung zu einer Großbank funktioniert auf der Prozessseite bereits deutlich entpersonalisiert, auch wenn das nach außen als Qualitätssteigerung verkauft wird.

Bankkredite an die Wirtschaft gehen laufend zurück

Jeannine Hierländer schrieb am 29.6.2019 im österreichischem Qualitätsmedium Die Presse unter dem Titel „Strenge Banken plagen die Firmen“, dass Bankkredite für Unternehmen immer schwerer zu erhalten sind. Sie führt aus: Österreichs Unternehmen haben voriges Jahr mehr investiert. Das Geld kommt aber immer öfter aus der eigenen Kasse. Grund: die striktere Regulierung. …Ein Drittel der Betriebe hätte gern mehr oder überhaupt investiert, sie haben es aus verschiedenen Gründen aber nicht getan. Der wichtigste Grund: die mangelnde Verfügbarkeit von Eigenmitteln im Unternehmen. Mehr als die Hälfte der Verantwortlichen in den Betrieben gaben das als Grund dafür an, dass sie eine Investition nicht realisiert haben. Und gleich danach: dass sie keine externe Finanzierung erhalten haben. Das nannten 13 Prozent als Grund für das Scheitern der angestrebten Investitionen.“

Hierländer belegt das hinsichtlich der Investitionstätigkeit der Unternehmen auch mit Zahlen:

Quelle: https://diepresse.com/home/wirtschaft/5651798/Strenge-Banken-plagen-die-Firmen, Zugriff: 02.07.2019

Die Presse bringt in ihrer Printausgabe vom 29.6.2919 das Ergebnis auf den Punkt: Laut einer Umfrage der staatlichen Förderbank AWS und der Wirtschaftskammer unter 2553 Firmenverantwortlichen haben voriges Jahr 38 Prozent der österreichischen Betriebe große und mittlere Investitionen umgesetzt. Mehr als 60 Prozent finanzierten das mit Eigenmitteln. 48 Prozent bezahlten die Investitionen aus dem Cashflow, 16 Prozent mit Eigenkapital. Gleichzeitig sei die Bankfinanzierung auf einem historischen Tiefstand. 33 Prozent der Firmen hätten gern mehr investiert, es fehlten aber die Mittel.

Sogar das ist leider nur die halbe Wahrheit. Auch im Bereich der laufenden Betriebsmittelfinanzierung stehen Banken auf der Bremse. Dies ist besonders bitter, da damit selbst Umsatzausweitungen, die keine Investitonen ins Anlagevermögen, regelmäßig aber ein erhöhtes Umlaufvermögen bedingen, oftmals schwerer und nur über andere Finanzierungsquellen realisierbar sind.

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In einer Umfrage der Austria Wirtschaftsservice GmbH, der österreichischen Förderbank des Bundes ergibt sich dasselbe Bild. Laut AWS-Chef Bernhard Sagmeister haben die Finanzierungen durch Banken seit 2015 weiter abgenommen. Dieser Trend lässt sich aber schon seit zehn Jahren beobachten, wie die Ergebnisse aus den Vorjahren zeigen: 2009 gaben noch 29 Prozent der Unternehmen an, Investitionen mit Bankkrediten bezahlt zu haben. 2018 waren es nur noch 22 Prozent. Als Grund sieht Sagmeister vor allem die strengere Bankenregulierung seit der Finanzkrise 2008. In der Umfrage vor zehn Jahren gaben noch 37 Prozent der Firmen an, Investitionen aus dem Cashflow bezahlt zu haben. Letztes Jahr waren es schon fast 49 Prozent.

Die öffentliche Hand sieht sich gefordert

Daher sieht Sagmeister die öffentliche Hand gefordert, den Unternehmen beizustehen. Verbesserte Fördermöglichkeiten, vor allem durch Haftungsübernahmen sollen den Zugang zu Bankkrediten erleichtern. Während nämlich große Unternehmen mehr aus dem Cashflow bestreiten können, fehlt diese Möglichkeit häufig bei kleineren und vor allem jungen Unternehmen.

Karlheinz Kopf, Generalsekretär der Wirtschaftskammer, sieht das als ein Alarmsignal. Zur Investitionsmöglichkeit sagt Kopf: „Es darf nicht sein, dass es sich auf die Unternehmen reduziert, die sich Investitionen leisten können“, sagt Kopf. Die Unternehmenslandschaft ist in Österreich von kleinen und mittleren Unternehmen geprägt, die den Großteil der Beschäftigten im Bereich der privaten Wirtschaft ausmachen. Diese sind sehr leistungsfähig, aber oft eben auch weniger eigenkapitalstark. Und Kopf meint weiter: Es sei bedauerlich, wenn geplante Investitionen nicht stattfinden könnten, weil sie an der Finanzierung scheitern. Es sei auch eine politische Aufgabe, Investitionen zu ermöglichen, indem man Risiken übernimmt.

Alternative Finanzierungsquellen im Bereich der Fremdfinanzierung tun sich auf

Wie die obige Graphik zeigt, ist der Bereich der öffentlichen Förderungen wichtig, aber vom Volumen her begrenzt. Generell sollten Unternehmen externe Finanzierungsmöglichkeiten breiter sehen als nur Kreditfinanzierung durch Banken. Alternative Finanzierungsquellen sind nicht nur im Bereich des Eigenkapitals, sondern auch im Bereich des klassischen Fremdkapitals im Vormarsch. Die Unternehmensfinanzierung über die Blockchain ist noch weniger bekannt, bietet aber hochinteressante neue Perspektiven.

Das spannende Stichwort zum Thema Kreditfinanzierung abseits von Banken lautet seit kurzem „Private Debt“. Diese Finanzierungen werden einerseits von Kreditfonds außerhalb des regulierten Bereichs (sogenannten „Schattenbanken“) bereitgestellt. Andererseits bieten aber auch immer mehr Finanzierungsplattformen entsprechende Kredite an. Dies kann durchaus sinnvoll sein. Ich werde demnächst in einem weiteren Blogpost auf dieses Thema eingehen.

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