Unser Gesellschaftmodell steht auf dem Spiel

Was man bislang im Westen kaum zu formulieren wagte, wird mittlerweile in Qualitätsmedien vorsichtig thematisiert: Die liberale Demokratie hat möglicherweise ihren Zenit überschritten. Mit Recht, wie viele Wutbürger glauben. Die Attraktivität unseres Gesellschaftsmodells befindet sich im Sturzflug. Dies sollte auch Unternehmern zu denken geben.

Steigerung des Unternehmenswerts im Umfeld niedriger Zinsen – weitere Informationen zum Thema bietet mein KOSTENLOSES WHITEPAPER! Tragen Sie hier Ihre eMail-Adresse ein

Wenn in 50 Jahren eine junge Historikerin an der Geschichte des frühen 21. Jahrhunderts arbeiten wird, dann wird sie ziemlich verwirrt sein. Was wird ihr wichtig und was wird ihr unverständlich erscheinen? Es werden wahrscheinlich nicht die Namen von Staatsoberhäuptern sein, das Auftreten von Terrororganisationen oder Demagogen, die sie für bemerkenswert halten wird. Es werden auch nicht regionale Kriege sein oder besondere Philosophen, Wissenschaftler oder Stars, die sie ins Grübeln bringen werden.

Die junge Historikerin wird in einer Welt leben, wo fast die gesamte Arbeit von intelligenten Robotern und Algorithmen verrichtet werden wird. Auch die Arbeit der jungen Historikerin wird maßgeblich von Künstlicher Intelligenz unterstützt werden. Dennoch wird sie vor allem eines in ungläubiges Staunen versetzen: Globale Themen von fundamentaler Bedeutung wie Klimaveränderung, Digitalisierung und Globalisierung wurden zu Beginn des 21. Jahrhunderts bereits weitgehend richtig erkannt. Ihre dramatischen Auswirkungen auf Umwelt, soziale Verhältnisse, internationale Beziehungen, wirtschaftliche Zusammenhänge und politische Machtgefüge waren objektiv eindeutig erkennbar. Sie wurden sogar klar und breit thematisiert. Aber warum passierte so wenig?

Vor allem die reichsten und am weitesten entwickelten Gesellschaften haben nur sehr zögerlich auf diese zentralen Herausforderungen an die gesamte Menschheit reagiert. Vor allem jene Gesellschaften, die Meinungsfreiheit und demokratische Partizipation breiter Bevölkerungskreise ermöglicht haben, haben sich als besonders handlungsunwillig oder handlungsunfähig erwiesen. Warum haben sie sich geweigert, aus Erkenntnissen Schlussfolgerungen zu ziehen und zu handeln? Es wäre damals so einfach gewesen, ohne revolutionäre Umwälzungen und katastrophale Konsequenzen Anpassungen vorzunehmen. In früheren Jahrhunderten waren die Konsequenzen aus Entwicklungen nicht so klar absehbar gewesen, das galt aber für die Vorfahren der jungen Historikerin nicht mehr.

Ein Stimmungsbild aus den alten Industrienationen kann nicht beruhigen

Die reichen, demokratischen Länder sind in eine reaktionäre Gesinnung abgerutscht. Voller Nostalgie bauen sie immer mehr Museen, statt in Zukunftstechnologien zu investieren. Nach einer Schätzung des International Council of Museums gibt es weltweit rund 55.000 Museen. Etwa zwei Drittel davon stehen in Europa und den USA. Deutschland zählt etwa 7000 Museen. Philipp Blom bezeichnet das in seinem lesenswerten Buch “Was auf dem Spiel steht” so: “Die Vergangenheit als zu konservierendes Totem derer, die glauben, keine Zukunft mehr zu haben.”

Zukunft ist etwas Bedrohliches. Wir wollen keine Zukunft, wir wollen das Bestehende bewahren. Denn Zukunft bedeutet Veränderung und Veränderung bedeutet Verschlechterung. Die Menschen in den reichen Industrieländern wollen nur, dass die Gegenwart nie endet. Und in liberalen Demokratien können sie diese reaktionäre Gesinnung auch durchsetzen.

Bitcoin kurz analysiert – Währung, Kapitalanlage oder Spekulation? Wie spekuliert man am besten mit der Kryptowährung? – weitere Informationen zum Thema bietet mein KOSTENLOSES WHITEPAPER! Tragen Sie hier Ihre eMail-Adresse ein

Früher gab es politische Visionen. Spätestens im 20. Jahrhundert hatten sich diese Visionen als politischen Ideologien herauskristalisiert und auch kämpferisch und machtvoll in Szene gesetzt. Dies alles war mörderisch, wie die Geschichte des 20. Jahrhunderts gezeigt hat. Die heutigen Systeme sind dagegen aber nur scheinbar “realistisch-tolerant”. Jeder möge nach seiner Facon leben. Politik wird zur Sachverwaltung, Meinungsumfragen bilden die Grundlage für politisches Erwartungsmanagement. Politik als Customer Service stellt die Basis liberaldemokratischen Blockademanagements dar.

Langsam reift die Erkenntnis heran, dass es unseren Kindern nicht besser gehen wird als uns. Wir spüren, dass wir sukzessive die Kontrolle verlieren, dass unser wirtschaftlicher Vorsprung schwindet und es so nicht weitergehen kann. Allerdings halten wir uns lieber an das Bekannte, denn das ist bequem. Und die Zukunft ist bekanntermaßen unbekannt. Warum also etwas aufgeben, wenn wir nicht abschätzen können, was wir dafür bekommen.

Warum wirkt der Westen wie paralysiert?

Aber Stopp! In Asien herrscht Aufbruchstimmung. Noch ist vieles dort nicht erreicht, aber es geht rasant aufwärts. Hunderte von Millionen Menschen konnten bislang der extremen Armut entkommen. Offenbar herrschen dort in unterschiedlichen Ländern mit ganz unterschiedlichen Kulturen Bedingungen, die einen nachhaltigen Aufschwung ermöglichen. Große staatskapitalistische und politisch autoritäre Länder wie China verzeichnen ebenso einen Aufschwung wie große privatwirtschaftlich und demokratisch regierte Länder wie Indien. Und zwischen diesen Polen gibt es in Asien jede denkbare Mischform und Ausprägung. Gemeinsam ist den meisten Ländern und Kulturen: Es geht aufwärts und die Menschen sind optimistisch.

Es sind vor allem die demokratischen Gesellschaften des Westens, die “no future” zelebrieren. Wer an eine Kausalität geschichtlicher Abläufe glaubt, könnte das mit der unausweichlichen Entwicklung einer Gesellschaft hin zur Dekadenz erklären. Wer Geschichte als mehr oder weniger zufällige, evolutionäre Fortentwicklung auf der Zeitachse versteht, der kann nach den Ursachen der rückwärtsgewandten Weltsicht unserer Gesellschaften fragen. Änderungen des Kurses werden dann möglich. Es ist befreiend und destabilisierend zugleich, eine stringente Kausalität der geschichtlichen Entwicklung zu hinterfragen.

Unser Bewusstsein wird seit jeher davon geprägt, woran wir glauben, welche Geschichten wir über uns selbst erzählen. Die Summe dieser “Erzählungen” machen unser Weltbild aus. Wissenschaftler nennen dies “Kultur”. Im Westen erzählen wir uns die Geschichte der Universalität unserer Werte, der Priorität des Individuums, der unsichtbaren Hand des Marktes, der aufgeklärten Rationalität unserer Weltsicht. Es wäre ein fataler Irrtum, diese Geschichten, die wir über uns erzählen, mit einer objektiven Wahrheit zu verwechseln. Sie spiegeln unsere westliche kulturelle Prägung wider, wie sie sich im Laufe der Zeit entwickelt hat. Damit konnten wir uns lange Zeit an der Spitze der globalen ökonomischen Nahrungskette halten und Fortschritte für die Menschen unserer Gesellschaften erzielen.

Dieser Fortschritt wird nun aber von immer weniger Menschen gespürt, daher regt sich Widerstand. Unsere kulturelle Basis erodiert, je weniger die Erzählungen, an die wir glauben, die Realität widerspiegeln. All dies haben Populisten erkannt. Sie weisen – vereinfachend und leicht fasslich – auf “Fehler” dieser Geschichten hin, ohne ein schlüssiges strategisches Konzept vorzuweisen oder eine bessere Geschichte zu erzählen. Sie sagen einfach “Stopp!”, nicht weiter so. Zurück zu besseren Zeiten, als wir uns noch wohlgefühlt haben. Das gilt übrigens aus meiner Sicht sowohl für Rechtspopulisten als auch für Linkspopulisten, wobei ich diese Unterscheidung aber heute für überholt halte. Beide knüpfen teils an überholte Ideologien des 20. Jahrhunderts an, vermischen diese aber geschickt mit dem Protest gegenüber dem Establishment. Ergebnis ist das Aufbegehren gegenüber einer Elite, die desorientiert durch politischen Aktionismus mangelnde strategische Orientierung wettzumachen sucht. Diese Elite hat nicht verstanden, dass die in unserer westlichen Kultur vorherrschende Geschichte “umerzählt” werden müsste. Dass wir eine neue “Erzählung” brauchen, die uns auf ein Ziel hin ausrichtet und unseren Bedürfnissen gerecht wird.

Nicht nur die Dummen, auch kluge Köpfe begehren auf

Seit etwa drei Jahrzehnten steigen die Realeinkommen für breite Kreise der Bevölkerung in den westlichen Gesellschaften kaum mehr an. Was steigt, ist der Leistungsdruck und die schwindende Hoffnung, dass alles besser wird. Schnelle gesellschaftliche Veränderungen einschließlich einer beschleunigten Globalisierung lassen Sicherheitsplanken abhandenkommen, an denen sich Menschen in der Vergangenheit orientieren konnten. Segensreiche Verheißungen des Sozialstaates wirken immer unglaubwürdiger, Wählerbestechung verbessert die Lebenssituation von Menschen nicht mehr oder ist angesichts der seit Jahrzehnten steigenden Staatsverschuldungen nicht mehr leistbar. Dies trifft gesellschaftliche Unterschichten ins Mark und das Empfinden der Hilflosigkeit – trotz objektiv intakter Lebensbedingungen – macht rebellisch. Aber das Gefühl, nicht auf der Gewinnerseite zu sein, reicht auch tief in die Mittelschicht hinein.

Der Klimawandel ist ein objektiv nicht wegzudiskutierendes Faktum. Man kann darüber trefflich streiten, inwieweit er menschengemacht ist oder wie weit Faktoren, die außerhalb unseres Einflussbereiches stehen, hauptursächlich sind. Vor allem junge und gebildete Schichten wollen es aber einfach nicht hinnehmen, dass zwar kosmetische Maßnahmen ergriffen werden, fundamentale Verhaltensveränderungen aber nicht in Angriff genommen werden. Wenn gerade die USA als mit Abstand größter Verbraucher fossiler Energieträger aus dem Klimaschutz aussteigen (während China trotz industriellem Aufholbedarf seine Bemühungen verstärkt), dann ist die Erkenntnis der Unzulänglichkeit unserer westlichen Politiksysteme evident.

Die Digitalisierung einschließlich Künstlicher Intelligenz wird unzweifelhaft die Arbeitswelt dramatisch verändern, “technological unemployment” ist mehr als nur eine vage Bedrohung unserer Gesellschaftssysteme. Unsere Politik versucht dem entweder gar nicht oder mit (je nach politischer Ausrichtung unterschiedlichen) wirtschaftspolitischen Instrumenten des 20. Jahrhunderts zu begegnen. Dass dies verantwortungs- und aussichtslos ist, spüren die Menschen ebenfalls. Wir wirken wie paralysiert. Leider sind industrielle und postindustrielle demokratische Gesellschaften schlecht darin, technologischen Wandel in gewollten und gesteuerten sozialen Wandel umzusetzen.

Der Niedergang der Sozialdemokratie ist die Folge einer Identitätskrise

Linke Parteien stützten sich in der Vergangenheit auf der einen Seite auf linksintellektuelle Vordenker, auf der anderen, wichtigeren Seite aber auf die Gewerkschaftsbewegung. Arbeiter zu sein war eine Quelle des Stolzes auf die gemeinsame Leistung des Wiederaufbaus nach dem zweiten Weltkrieg, auf eine hart erkämpfte Zukunftssicherheit, eine Arbeiterkultur mit eigener Prägung und eine Lebenswelt, in der die Stimme des Volkes gehört wurde.

Immer mehr wandeln sich diese klassischen Arbeiter mit dem Rückgang klassischer Industriearbeit zu einem fragmentierten Prekariat ohne Zukunftsperspektive. Übrig bleiben für die Sozialdemokratie besser gebildete Stadtbürger, die sich an Bobos (“bourgeois Bohemian”) und “Nadelstreifsozialisten” orientierten. Viele ehemalige Arbeiter aus den Kohlezechen, den abwandernden alten Industrien oder Menschen mit mehreren Teilzeitjobs ohne Jobgarantie haben die Nase voll. Dazu gesellen sich solche, die keinen Sinn mehr im Wettlauf um schlecht bezahlte Jobs sehen. Sie wählen Front-National und hassen die Eliten in den Metropolen. Sie leben in einer Umgebung, in der die eigene Demütigung und Hoffnungslosigkeit nur durch Machotum und durch Hass kompensiert werden.

Der Unternehmer und die Wertsteigerung – weitere Informationen zum Thema bietet mein KOSTENLOSES WHITEPAPER! Tragen Sie hier Ihre eMail-Adresse ein

Als westlicher Unternehmer sollte man sich schleunigst umorientieren

“No Future” wirkt wachstumshemmend. Der Verlust relativer Wettbewerbsfähigkeit unserer Volkswirtschaften geht Hand in Hand mit dem politischen Niedergang. Das wird beträchtliche Umwälzungen nach sich ziehen – auch in der Art, wie Unternehmen sich ausrichten. Der Unternehmertypus des ValuePreneur ist aus meiner Sicht die Antwort auf diese Herausforderung. Was es damit auf sich hat, lesen sie am besten in meinem neuen Buch: “Vom Entrepreneur zum Valuepreneur”. Darin skizziere ich die Anforderungen an und Wesensmerkmale des global orientierten Unternehmers im 21. Jahrhundert. Ich werde in späteren Blog-Artikeln noch mehrfach darauf zu sprechen kommen!

 

Jetzt downloaden!

Gratis Whitepaper

Wie Sie trotz 0% Zinsen eine Wertsteigerung in Ihrem Unternehmen erreichen:

  • Gratis Whitepaper
  • Schnelle Übersicht
  • Detaillierte Erklärung

Tragen Sie Ihre E-Mail ein und Sie können sofort mit dem Whitepaper starten:




Mit Klick auf den Button stimme ich zu, die Infos und ggf. weiterführendes Material zu erhalten (mehr Infos). Meine Daten sind SSL-gesichert und ich kann meine Zustimmung jederzeit widerrufen.

Hat Ihnen der Artikel gefallen? Dann fühlen Sie sich frei, ihn zu teilen!

Was brennt Ihnen unter den Nägeln?

Ihre Email-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit einem Stern (*) markiert.