Datengetriebene Geschäftsmodelle bestimmen unsere industrielle Zukunft

Unsere industrielle Zukunft hängt stark davon ab, wie wir uns gegenüber Asien und den USA behaupten können. Deutschland steht für eine starke exportorientierte Industrie. Die Fortsetzung der bisherigen Erfolgsgeschichte ist jedoch gefährdet, weil Europa im Bereich Digitalisierung zum globalen Nachzügler geworden ist.

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Während einerseits Handelskriege drohen und andererseits Europa stark mit sich selbst beschäftigt ist, treiben die USA, Japan und China mit großem Nachdruck die umfassende Digitalisierung ihrer Gesellschaften voran. Dies wird Auswirkungen auf den Kern der Volkswirtschaften in Europa haben. Europa ist hinsichtlich der industriellen Strukturen bereits in sich sehr heterogen. Gemeinsamkeiten bestehen jedoch im kollektiven Verdrängen der Notwendigkeit, vor allem in Zukunftsbranchen Wettbewerbsfähigkeit aufzubauen. Während die Politik zwar vollmundig eine digitale Agenda nach der anderen verkündet, behindert sie genau diese durch kulturell bedingte Bremsklötze und mangelnde Innovations- und Investitionsbereitschaft. Die europäische Datenschutzgrundverordnung ist ein gutes Beispiel dafür. Das Thema Datenschutz wird nahezu ausschließlich aus einer individualistischen, auf die Privatsphäre des Einzelnen reduzierten Perspektive betrachtet. Die strategischen und ökonomischen Implikationen des Datenschutzes bleiben in der öffentlichen Diskussion weitgehend unbeachtet.

Deutsche Unternehmen sind vor allem in produzierenden, exportorientierten Branchen tätig

Deutsche Marktführer zeichnen sich durch substanzielle Skaleneffekte, hohe inländische Wertschöpfung, große Produktionszentren, begehrtes Know-how und hohe Qualitätsstandards aus. Dies gilt auch für den deutschen Mittelstand, der vor allem in Nischen mit dem Modell der „Hidden Champions“ reüssieren kann. Eine funktionierende Industrie erfordert darüber hinaus eine große Menge an Unternehmen aus dem verarbeitenden Gewerbe, dem Engineering und der industrienahen Dienstleistungen. All diese Unternehmen liefern der Industrie zu.

Stark ist Deutschland vor allem in den Bereichen Maschinen- und Anlagenbau, Elektromechanik und bislang auch noch im Bereich Automotive. Dabei profitieren deutsche Unternehmen vom Aufholbedarf der Schwellenländer im Bereich der Infrastruktur und der Industrieanlagen. Aber auch der Export in Industrieländer wie beispielsweise die USA bleibt wesentlich. Weiters ist anders als in vielen Teilen Europas und der USA das duale deutsche Ausbildungssystem als nachhaltiger Wettbewerbsvorteil zu sehen. Kurzfristig am stärksten bedroht ist der Exportweltmeister durch aktuell von den USA ausgehende Beschränkungen des Freihandels, der auch global zu einer Erhöhung protektionistischer Tendenzen führen können.

Frankreich ist aus makroökonomischer Sicht in einer besorgniserregenden Situation

Ein Vergleich der deutschen mit der französischen Industrie zeigt am besten, wie heterogen auch scheinbar vergleichbare europäische Volkswirtschaften sind. Im Gegensatz zu deutschen Unternehmen sind französische Spitzenunternehmen stärker in Branchen mit vielstufiger und differenzierter Wertschöpfungskette tätig. Herstellungsprozesse weisen eher lokale Skaleneffekte auf und bedingen höhere Marketing- und Vertriebskosten, teils höhere Produktionskosten. Klassische Ausrüstungsinvestitionen dominieren nicht. Neben der auf den Heimmarkt fokussierten Atomindustrie sind es eher Luxusgüter, Konsumgüter, IT-Dienstleistungen und landwirtschaftliche Veredelung, die eine dominante Rolle einnehmen.

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Frankreich zählt daher global nicht mehr zu den großen Industrienationen. Ein rigides Arbeitsrecht, staatlicher Etatismus und die Konservierung bestehender Strukturen hindern die Innovationsleistung. Der Branchenfokus ist durchwegs auf Branchen mit geringerer inländischer Wertschöpfungstiefe ausgelegt, was verglichen mit Deutschland zulasten der nationalen Volkswirtschaft geht. Während in Frankreich bei den Unternehmensikonen der Anteil der im Heimatland des Unternehmens Beschäftigten wertmäßig rund 21% ausmacht, sind es in Deutschland etwa 37%. Darüber hinaus fehlt in Frankreich der breite industrielle Mittelstand, der für die Beschäftigungssituation sowie für die Innovationskraft einer Volkswirtschaft so bedeutend ist. Zu wenig lokale Beschäftigung, geringe wettbewerbsfähige Wertschöpfung und eine negative Handelsbilanz sowie hohe staatliche Ausgaben und ein kaum wahrnehmbarer Anstieg der Haushaltseinkommen sind die Folge.

Was sind die industriellen Herausforderungen für Deutschland und Frankreich?

Französische Spitzenunternehmen sind generell nicht weniger wettbewerbsfähig oder profitabel als deutsche. Beide Volkswirtschaften sehen sich jedoch pazifischen Herausforderungen gegenüber, die aufgrund der schieren Größe des chinesischen Marktes sowie der strategischen Fokussierung Asiens auf zukünftige Schlüsselbranchen nur schwierig zu bewältigen sein werden. Derzeit repräsentieren fünf Länder (China, USA, Japan, Deutschland und Südkorea) 55% der globalen Industrieproduktion. Vor allem die potenziellen Riesen China und Indien wachsen sehr dynamisch. Noch stärker als Frankreich ist langfristig Deutschland vom Vormarsch der chinesischen Industrie bedroht.

Die Digitalwirtschaft wächst über 10% pro Jahr und wird in fünf Jahren schätzungsweise 10% der globalen Wirtschaft ausmachen. Dieser Herausforderung hat sich Europa bisher noch kaum gestellt. Amerika ist zwar aufgrund einer Fehlentwicklung während der letzten Jahrzehnte bereits mancherorts beinahe deindustrialisiert, hat aber über seine Internetriesen (Google, Apple, Facebook, Amazon und Microsoft) einen mächtigen Fuß in der Tür der zukünftig relevanten Branchen. Und IBM ist im Bereich der künstlichen Intelligenz auf einem sehr spannenden Pfad. Während in der westlichen Hemisphäre derzeit vor allem General Electric aus den USA und Siemens aus Deutschland im Bereich von Industrie 4.0 die Nase vorne haben, ist davon sonst in Europa wenig Relevantes zu sehen. Und nur im Bereich dieser industriellen Plattformen hat Europa derzeit eine relevante Chance, dank der Stärke der deutschen Industrie.

Generell lässt sich feststellen: Europa hat weder eine der Schlüsselindustrien initiiert, auf denen das globale Wirtschaftswachstum der letzten 20 Jahre beruht, noch hat es einen wesentlichen Beitrag dazu geleistet. Das erklärt das schwache Wirtschaftswachstum Europas während der letzten 20 Jahre.

Die Entwicklung der Digitalwirtschaft

Betrachten wir den Umsatz der Digitalwirtschaft von 2010 bis zum Prognosejahr 2023, wie er sich nach verschiedenen Schätzungen (vor allem von OECD, Bloomberg und IWF) entwickelt. Zu beachten ist, dass vom Umsatz der europäischen Digitalwirtschaft ein nicht unwesentlicher Teil durch die US-Marktführer erbracht wird. Im Jahr 2023 werden das in Europa geschätzte 528 Mrd. US Dollar sein.

 

Umsatz der Digitalwirtschaft in den USA in Mrd. US Dollar:

  • 2010: Mrd. USD        886
  • 2016: Mrd. USD        1.211
  • 2023: Mrd. USD        2.237

 

Umsatz der Digitalwirtschaft in Europa in Mrd. US Dollar:

  • 2010: Mrd. USD        680
  • 2016: Mrd. USD        824
  • 2023: Mrd. USD        1.326

 

Umsatz der Digitalwirtschaft in China in Mrd. US Dollar:

  • 2010: Mrd. USD        220
  • 2016: Mrd. USD        672
  • 2023: Mrd. USD        2.248

 

Für China wird geschätzt, dass im Jahr 2023 bereits 831 Mrd. USD des Umsatzes der inländischen Digitalwirtschaft auf die chinesischen Marktführer (Alibaba, Baidu, Tencent, JD.com und Xiaomi) entfallen.

Das jährliche Wachstum (CAGR) stellt sich für den oben dargestellten Zeitraum und für die entsprechenden Wirtschaftsräume daher wie folgt dar:

 

Wachstumsrate der US-Digitalwirtschaft (CAGR):

  • 2010-2016: 5% p.a.
  • 2016-2023: 9% p.a.

 

Wachstumsrate der europäischen Digitalwirtschaft (CAGR):

  • 2010-2016: 3% p.a.
  • 2016-2023: 7% p.a.

 

Wachstumsrate der chinesischen Digitalwirtschaft (CAGR):

  • 2010-2016: 20% p.a.
  • 2016-2023: 20% p.a.

 

Legt man diese Zahlen zugrunde, dann wird der geschätzte Anteil der Digitalwirtschaft am Bruttoinlandsprodukt der jeweiligen Volkswirtschaften im Jahr 2023 in den USA 9%, in Europa 7% und in China 12% betragen. Das hat weitreichende Folgen, da die Wettbewerbsfähigkeit der industriellen Produktion im weiteren Verlauf ganz entscheidend von der Verschränkung mit der Digitalwirtschaft abhängen wird. Das Internet of Things braucht sowohl gewaltige Datenmengen als auch intelligente Algorithmen (künstliche Intelligenz). Und diese werden primär auf amerikanischen und chinesischen Servern liegen.

Die Digitalwirtschaft wird unser gesamtes Wirtschaften verändern

Die Akzeptanz von Innovationen wird durch kulturelle Haltungen maßgeblich beschleunigt oder verlangsamt. Roboter werden in Europa als Feinde, in den USA als Diener, in China als Kollegen und in Japan als Freunde betrachtet. Vor allem ist China mit seiner Ignoranz jeglichen Datenschutzes bereits jetzt so reich an Daten wie Saudi-Arabien an Öl. Heute werden von rund 700 Millionen Chinesen bereits die Hälfte aller Internetdaten der Welt erzeugt. Und dies vor allem von mobilen Endgeräten, die für maschinelles Lernen besonders wertvoll sind. Hinsichtlich Privatsphäre und staatlicher Kontrolle mag dies bedenklich erscheinen, ökonomisch betrachtet ist es jedoch ein gewaltiger Wettbewerbsvorteil. Das mag uns gefallen oder nicht, es ist ein Faktum, dem wir uns nicht entziehen können.

China erhält damit die einmalige Chance, mit Systemen der künstlichen Intelligenz, die auf derartige Daten angewiesen ist, seinen Aufstieg zur wirtschaftlichen Supermacht zu beschleunigen. Dies dient der Armutsbekämpfung mehr als alle Entwicklungshilfe der Welt zusammengenommen. Chinesen spüren das bereits jetzt und begrüßen in der überwiegenden Mehrzahl daher diese Entwicklung. In Indien verhält es sich ähnlich. Die USA legt auf Datenschutz deutlich weniger Wert als Europa, wohl auch, um ihre Digitalwirtschaft als strategische ökonomische Waffe zu unterstützen. Wir in Europa führen stattdessen eine völlig fehlgeleitete Datenschutz-Grundverordnung ein.

Europa fehlt eine strategisch ausgerichtete Industriepolitik

Brüssel hat sich zum Ziel gesetzt, bis 2020 einen Anteil der Industrie am europäischen Bruttoinlandprodukt von 20% zu erreichen. Derzeit liegt Europa bei 16%. Das ist ein gewaltiger Abstand. Da hilft es nur wenig, wenn Österreich und Deutschland dieses Niveau bereits heute erreicht bzw. überschritten haben. Laut dem entsprechendem EU-Report ist die Industrie für 64 % aller privaten F&E-Ausgaben verantwortlich. Historisch hat sich immer gezeigt: Staaten mit einer gesunden industriellen Basis überstehen Krisen besser als andere.

Die Zahlen sprechen für sich. Der neue EU-Finanzrahmen bis 2027 sieht einen Anstieg des EU-Budgets von rund 1000 auf 1300 Mrd. Euro vor. Auf Landwirtschaft und Strukturfonds entfallen davon ganze 60%. Für die gesamte Forschung und Entwicklung sind 100 Mrd. Euro vorgesehen, davon ganze fünf Mrd. Euro für den Elektronikbereich, der die Basis für die Digitalisierung darstellt. China plant im Gegensatz dazu, alleine für den Aufbau einer eigenen Halbleiterindustrie bis 2025 EUR 150 Mrd. zu investieren. Europa investiert viel zu wenig in systemrelevante Schlüsseltechnologien.

Völlig richtig bemerkt daher die Infineon-Österreich-Chefin Sabine Herlitschka in einem Interview mit der Presse am 6. Juli 2018, dass es nicht um die Industrie alleine geht. Die Zukunft Europas hängt davon ab, ob unser wissensbasiertes Gesellschaftsmodell Bestand haben wird. Und damit zusammenhängend unser Wohlstand und all unsere Werte. Sie stellt zutreffend fest, dass im Gegensatz zu China Europa keine strategisch ausgerichtete Industrie- und Technologiepolitik verfolgt. Ich bin überzeugt davon, dass unsere „fehlgeleitete Demokratie“ Wachstum und Wohlstand kostet.

Die Digitalisierung böte gerade für Europa riesige Chancen

Erstmals seit langem kommt es nicht mehr auf billige Arbeitskräfte an. Verlagerung von Industrien in Billiglohnländer wird immer weniger relevant. Technologien, Automatisierung und eine Wissensgesellschaft werden gerade im industriellen Bereich immer größere Anteile an der Wertschöpfung ausmachen. Im Unterschied zu den USA gibt es gerade im deutschsprachigen Europa eine funktionierende und wettbewerbsfähige Industrie. Und noch ist der Ausbildungsstand unserer Bevölkerung sowie die Kapitalbasis Europas sind wichtige strategische Assets. Nicht die billigsten Hände, sondern die klügsten Köpfe sind gefragt. Und dennoch drohen wir die Zukunft unserer Kinder zu verspielen.

 

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