Wie Unternehmen “Schummelprophylaxe” betreiben können (1/2)

Lügen, Schwindeln und Tricksen sind allgegenwärtig und Teil der menschlichen Natur. Gängiges Geschäftsgebaren trägt dem nicht ausreichend Rechnung, leistet oft sogar Vorschub. Zum Vorteil aller sollte Prävention betrieben werden. Aber mit anderen Mitteln, als man gemeinhin annimmt.

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In zwei aufeinander folgenden Blogposts werde ich auf das Thema „Schummelprophylaxe“ eingehen. Unternehmen erleiden erhebliche Schäden, weil sie sich mit adminstrativ-bürokratischen Mitteln gegen Betrügereien jeglicher Art nur unzureichend schützen können. Dies verursacht erhebliche Kosten und erzeugt Risiken, die den Unternehmenswert nachteilig beeinflussen. Erkenntnisse der Verhaltensökonomik können hier Abhilfe schaffen.

Menschen verhalten sich anders, als es gemeinhin angenommen wird. Vor allem das in der Wirtschaft verbreitete Mantra vom homo oeconomicus, dem rational denkenden und handelnden Menschen, ist eine Mär, die mittlerweile von verhaltensorientierten Ansätzen der Wirtschaftswissenschaft gründlich widerlegt ist.

Auch das Strafrecht geht vom selben rationalen Menschenbild aus. Dass damit Kriminalitätsprävention hinter ihren Möglichkeiten zurückbleibt, ist ebenfalls nichts Neues. Erwünschtes Verhalten lässt sich in der Breite eher durch ein Ansprechen unseres Gewissens als durch reine Abschreckung erzielen.

Unternehmen lassen viel Geld auf der Straße liegen, wenn sie ihre Unternehmenskultur und ihre internen Prozesse nicht auf ein realistischeres Menschensbild ausrichten. Mit wenig Aufwand lassen sich beachtliche Effekte erzielen, die nicht nur direkte Auswirkungen auf die Profitabilität und Risikoposition eines Unternehmens haben, sondern auch den Bereich Human Ressources nachhaltig beeinflussen. Auch das Verhalten von Kunden lässt sich zum Vorteil des Unternehmens beeinflussen. Die Qualität der Unternehmensführung im Bereich “Schummelprävention” beeinflusst damit nicht nur die Ertragslage des Unternehmens, sondern über qualitative Faktoren unmittelbar den Unternehmenswert. Zum Thema Unternehmenswertsteigerung siehe auch das Alpine Value Management® – Modell.

Die herkömmliche Auffassung von Betrug beruht auf dem SMORC-Modell

Der 2014 verstorbene Nobelpreisträger Gary Becker dehnte als einer der ersten Ökonomen die Wirtschaftswissenschaft auf Gebiete aus, die traditionell eher der Soziologie zuzurechnen waren. So begründete er das Auftreten von Kriminalität damit, dass Verbrecher auf Basis einer rationalen Analyse der jeweiligen Situation aktiv würden. Dabei kommt es einerseits auf den Nutzen (Benefit) an, den ein Täter durch sein Verbrechen erzielen kann. Andererseits kommt es auf die Wahrscheinlichkeit an, entdeckt zu werden (Risk) und auf die Höhe der Strafe (Cost). Dieses rationale Kosten-Nutzen-Kalkül würde neben direkten Verbrechen aber auch zwischenmenschlicher Unehrlichkeit zugrundeliegen. Das SMORC-Modell (“Simple Model of Rational Crime”) war geboren. Mehr Polizisten (Erhöhung der Aufklärungsquote von Verbrechen) und höhere Strafen (Kosten der Tat) würden Verbrechen reduzieren bzw. allgemein gesprochen Unehrlichkeit reduzieren.

Bestehende Theorien zum Strafrecht kennen die Begriffe der Generalprävention und der Spezialprävention. Dabei zielt die Generalprävention auf den Schutz der Allgemeinheit ab: Die Strafdrohung soll einerseits das Vertrauen der Öffentlichkeit in das Rechtssystem stärken und andererseits ein öffentliches Bewusstsein für die Folgen einer Straftat schaffen. Ziel der Spezialprävention ist es hingegen, auf den konkreten Täter abzustellen: Er soll einerseits durch die Strafe gebessert und andererseits individuell abgeschreckt werden. Zudem ist das Prinzip von Schuld und Sühne (keine Strafe ohne individuelle Schuld, Strafe nach dem Talionsprinzip “Aug um Aug, Zahn um Zahn”) rechtstheoretisch von Bedeutung. Sowohl innerhalb der EU als auch im Verhältnis zu den USA gibt es systemische Unterschiede in der konkreten Umsetzung der Straftheorien.

Allesamt berücksichtigen die Straftheorien, die in ihrer differenzierten Ausprägung aus der modernen Aufklärung rund um Kant und Hegel stammen, jedoch nicht moderne verhaltenswissenschaftliche Aspekte. Diese neuen Ansätze stammen aus den Feldern der Verhaltenspsychologie, der Verhaltensethik und der Verhaltensökonomik und sind jüngeren Datums. Empirisch zeigen derartige verhaltensorientierte Ansätze, dass die Rational Choice Theory, worauf das SMORC-Modell basiert, Ehrlichkeit und Schummeln kaum sinnvoll erklären können. Dies liegt daran, dass menschliches Verhalten nur sehr begrenzt auf rationalen Grundlagen beruht. Dies gilt übrigens nicht nur für Individuen, sondern erstaunlicherweise auch für ganze Unternehmen und sonstige Organisationen.

Die Verhaltensökonomik räumt mit dem Mythos vom rational handelnden Menschen auf

Der israelisch-amerikanische Psychologe Daniel Kahnemann begründete im Rahmen der Wirtschaftswissenschaften den modernen Zweig der Verhaltensökonomik und erhielt dafür gemeinsam mit Vernon L.Smith 2002 den Wirtschaftsnobelpreis. Daniel Kahneman und Amos Tversky legten schließlich durch die Entwicklung der “Prospect Theory” die Grundlagen der modernen Verhaltensökonomik. Diese Theorie erlaubt, menschliche Urteile bei wirtschaftlichen Entscheidungen realistischer als im traditionellen Kosten-Nutzen-Modell zu modellieren.

Es war vor allem der amerikanische Professor Dan Ariely, der sich intensiv um die Beantwortung der Frage verdient gemacht hat, warum und in welchem Maß Menschen lügen und betrügen und wie dem sachgerecht begegnet werden kann. Er zeigt, dass derartige Verhaltensweisen evolutionär angelegt und kulturspezifisch geprägt sind. Erkenntnisse dazu und den Umgang damit hat er in dem interessanten Buch “Die halbe Wahrheit ist die beste Lüge” dargestellt. Darauf werde ich mich insbesondere im Folgenden öfters beziehen.

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Verhaltensbeeinflussung sowohl in Staat und Gesellschaft als auch in der Wirtschaft erfolgt nachhaltig durch Berücksichtigung der Erkenntnisse der Verhaltensökonomik. Die politische Nutzbarmachung dieser Erkenntnisse findet heute in der Praxis durch sogenannte “Nudges” statt. Das sind kleine psychologische “Stupser”, die wünschenswertes Verhalten bei den Menschen hervorrufen sollen. Grundlage dafür ist die Erkenntnis, dass menschliches Verhalten nicht primär durch rationale Analyse, sondern in hohem Maß von Gefühlen, Heuristiken, Vertrauen und Wertorientierungen bestimmt ist.

Erkenntnisse, die sich Unternehmer zunutze machen sollten

Dan Ariely´s Experimente haben gezeigt, dass:

  • die Wahrscheinlichkeit, beim Schummeln, Täuschen und Betrügen erwischt zu werden, keine so große präventive Wirkung hat, wie gemeinhin angenommen wird;
  • wir bis zu dem Punkt schummeln, der es uns erlaubt, das Selbstbild eines einigermaßen ehrlichen Menschen zu bewahren;
  • wir eine verblüffende kognitive Flexibilität aufbringen, solange wir nur ein klein wenig schummeln, Nutzen daraus ziehen und uns dennoch als großartige Menschen wahrnehmen (Rationalisierung bei kognitiver Dissonanz);
  • wir eine Balance anstreben, einerseits ein positives Selbstbild zu bewahren und andererseits vom Schummeln zu profitieren.

Türschlösser sollen Diebstahl und Einbruch verhindern. Dennoch sind sie in der Regel von Schlüsseldiensten binnen kürzester Zeit zu öffnen. Modellhaft ist Schlossern hinsichtlich der Bedeutung von Schlössern Folgendes bewusst: Ein Prozent der Leute sind immer ehrlich und stehlen nie. Ein weiteres Prozent ist grundsätzlich unehrlich und hat es immer darauf abgesehen, ein Schloss zu knacken und bei dem Einbruch zu stehlen. Der Rest bleibt ehrlich, solange die Bedingungen stimmen und die Versuchung nicht zu groß wird. Schlösser schützen nicht vor Dieben, die einbrechen können, wenn sie wirklich wollen. Sie schützen aber vor den weitgehend ehrlichen Leuten, die der Versuchung vielleicht nicht widerstehen könnten, wenn die Türe kein Schloss hätte.

Wie bringt ein Unternehmen Leute dazu, weniger zu betrügen?

Die Verankerung eines Moralkodex im Rahmen der Unternehmenskultur – weniger aber umfangreiche Corporate Governance Richtlinien – hat Auswirkungen darauf, wie Mitarbeiter und Führungskräfte ihr eigenes Verhalten bewerten. Experimente haben gezeigt, dass das Erinnern an moralische Maßstäbe (z.B. die Zehn Gebote oder anerkannte ethische Grundsätze) ausreicht, um moralisches Verhalten erfolgreich anzuregen. Die Wirkung nimmt im Laufe der Zeit allerdings ab. Die meisten Menschen wollen im Grunde ehrlich sein. Moralische Gedächtnisstützen sollten situativ dort eingebaut werden, wo Situationen zur Unehrlichkeit einladen. Diese Gedächtnisstützen sollten im Zeitablauf immer wieder variiert werden, um Gewöhnungseffekten entgegenzuwirken.

Experimente zeigen, dass die Aufforderung auf Formularen, die Korrektheit der Angaben zu bestätigen, vor allem dann wirkungsvoll ist, wenn sie oben auf dem Formular steht – also bevor das Formular ausgefüllt wird und ein allfälliges Lügen bereits stattgefunden hat. Wird die Unterschrift erst am Ende des Formulars eingefordert, ist es um die Ehrlichkeit bei den Angaben wesentlich schlechter bestellt. Dies haben Studien im Bereich von Schadensversicherungen eindeutig gezeigt.

Interessenkonflikte erleichtern die Rationalisierung betrügerischen Verhaltens und wirken erwartungsgemäß betrugsfördernd. Dies trifft beispielsweise bei Dienstleistern zu, die konträren Interessen ausgesetzt sind. Nicht zufällig werden Privatpatienten häufig übertherapiert, auch wenn dies schädlich sein kann. Ebenso darf es nicht überraschen, dass Zeithonorare bei Anwälten unnütze Aktivitäten auslösen oder sogar das Frisieren von Zeitaufzeichnungen. Eine Offenlegungs- und Dokumentationspflicht wird oft als Abhilfe gefordert, ist jedoch nicht immer das Mittel der Wahl, mit Interessenkonflikten bestmöglich umzugehen. “Offenlegung und Dokumentation” helfen Menschen auch dabei, durch vertretbares oder übliches Frisieren von Zahlen und Statistiken moralische Maßstäbe gruppenspezifisch zu verschieben. Auch das Erfinden von Erklärungen, warum genau dies und jenes getan wurde, dient eher der moralischen Entlastung des Täters, als dass es ihn von seiner Tat abhält.

Je mehr unser Gehirn zum Entscheidungszeitpunkt von anderen kognitiven Belastungen beansprucht wird, desto eher lassen wir uns zum Schummeln verleiten. Die Wissenschaft spricht in diesem Zusammenhang von “Ich-Erschöpfung”. Ich-Erschöpfung fördert moralische Flexibilität. Es empfiehlt sich daher, Arbeitsabläufe so zu organisieren, dass wichtige Entscheidungen eher nach Ruhephasen – beispielsweise am Morgen oder nach der Mittagspause – getroffen werden.

Wenn eine Unternehmenspolitik auf Unehrlichkeit gegenüber Kunden ausgelegt ist, dann sinkt auch die interne Ehrlichkeit und Unternehmensloyalität der Mitarbeiter. Ebenso ist das der Fall, wenn Produktmanipulation und Rechtsbeugung Teil des Geschäftsgebahrens ist. Vor allem Unternehmen aus dem Finanzsektor sind von diesem Effekt besonders betroffen. Auch wenn einem langsamen Hineinschlittern in die Unehrlichkeit nicht Einhalt geboten wird, sinkt die Hemmschwelle immer mehr. Dies ist als der “Was-soll´s-Effekt” bekannt.

Menschen neigen dazu, Übertreibungen und eine positive Außendarstellung selbst für wahr zu halten. Wenn es Unternehmen gelingt, dass Mitarbeiter oder Kunden sich betrügerisches Verhalten selbst unmissverständlich bewusstmachen, dann sinkt das Ausmaß des “Schummelns”. Der verhaltensökonomisch optimierten Gestaltung von Arbeitsabläufen oder Prozessen (z.B. kundenseitig bei Mängelrügen und Gewährleistung) kommt daher eine wichtige Rolle zu.

Menschen sind nicht schlecht, wenn sie schummeln

Menschen handeln ihrer Natur entsprechend. Und diese ist evolutionär und kulturell geprägt. Komplexe soziale Gebilde wären nicht möglich, wenn wir rein rational wären. Die überwiegende Mehrzahl der Menschen will von sich ein positives Selbstbild haben. Dies gerät laufend in Konflikt mit Versuchungen und Herausforderungen, denen sich jeder täglich stellen muss. Evolutionäre Anpassung hat dazu geführt, dass wir pragmatisch und situationspezifisch agieren. Durch sogenannte Nudges, kleine psychologische Stupser lassen sich für Unternehmen sowohl auf Seiten der Mitarbeiter, als auch auf Seiten der Kunden nützliche Effekte erzielen. Darauf gehe ich in einem weiteren, demnächst erscheinenden Blogpost „Wie Unternehmen Schummelprophylaxe betreiben können (2/2) ein.

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3 Kommentare, seien Sie der Nächste!

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    Danke
    Frau Palmer

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