Wie können Unternehmer auf ein radikal geändertes politisches Umfeld reagieren

Westliche Gesellschaften haben sich als Antwort auf globale und technologische Umwälzungen verändert. Diese Veränderungen haben auch die politischen Systeme bei uns gewandelt. Unternehmer können daher nicht länger darauf vertrauen, dass Leistung entscheidend ist. Es ist zunehmend eine reine Erfolgsorientierung, die unsere Gesellschaft erfasst hat.

Nachdem sich die westlichen demokratischen Gesellschaften massiv verändert haben, ist dieser Wandel auch an den politischen Systemen nicht spurlos vorbeigegangen. Das Vertrauen in unser politisches System sinkt und damit geht eine stärker individualistisch orientierte Ausrichtung persönlicher Lebenspläne einher. Gesellschaftliche Kohäsion geht umso stärker verloren, je mehr sich der Einzelne auf sich selbst gestellt sieht. Tritt aber gesamtgesellschaftliche Wertorientierung zugunsten einer egozentrierten und utilitaristisch-hedonistischen Präferenzstruktur in den Hintergrund, dann verändert sich bei uns alles. Orientierungsrahmen der Bürger gehen verloren und politische Glücksritter lassen die Berechenbarkeit von Politik schwinden.

In einem derartigen Umfeld sind Unternehmer immer stärker gezwungen, langfristige Planungen durch langfristige Orientierungsrahmen zu ersetzen. Wo selbst mittelfristige Planung aufgrund erratisch oszillierender Umfeldbedingungen zunehmend unmöglich wird, ist eine Umorientierung auch bei Unternehmern unumgänglich.

Das Vertrauen in Institutionen und Politik sinkt

Nicht zuletzt ist es das sinkende Vertrauen der Bevölkerung in die Institutionen im Allgemeinen sowie in die Politik im Besonderen, das besorgniserregend ist. Und das Vertrauen schwindet nicht nur in Österreich. Die folgenden Zahlen zeigen die Ergebnisse einer Eurobarometer-Umfrage aus dem Mai 2016.

Die folgende Grafik zeigt, wie hoch das Vertrauen der österreichischen Bevölkerung in verschiedene Institutionen ist:

Die positiven Werte für zumindest formal “unabhängige” Institutionen heben sich deutlich ab von den negativen Werten für parteinahe bzw. interessengeleitete Institutionen. Je unabhängiger eine Institution wahrgenommen wird, desto höher ist das Vertauen.

Die nächste Grafik zeigt, dass das Vertrauen der österreichischen Bevölkerung deutlich in Abhängigkeit von der wirtschaftlichen Situation schwankt, aber im Zeitverlauf in den letzten 10 Jahren gesunken ist. Die Abhängigkeit von der persönlichen Wohlstandserwartung ist klar erkennbar. In einer Phase des Wirtschaftswachstums (2004 bis zum Spüren der Auswirkungen der Wirtschafts- und Finanzkrise) stieg das Vertrauen an, schwankt dann je nach Erwartung stark, sinkt aber seither kontinuierlich ab. Die Konklusio lautet: Einem politischen System, das Wohlstand nicht sichern und ausbauen kann, wird weniger Vertrauen entgegengebracht.

Die hohe Korrelation der Zeitreihen (Korrelationskoeffizenten zwischen den einzelnen Institutionen liegen zwischen 0,79 und 0,94) zeigt auch, dass die Veränderung des Vertrauen nicht von konkreten Ereignissen innerhalb der jeweiligen Institutionen abhängt, sondern offenbar von einer dahinterliegenden gemeinsamen Ursache, der Wohlstandserwartung der Bürger. Gelingt es der Politik nicht, Wachstum und positive Zukunftserwartungen herzustellen, verliert das Gesamtsystem an Vertrauen.

Dieselbe Tendenz zeigt sich auch im EU-Ländervergleich. Insbesondere das sollte zu denken geben, da es die Demokratiekrise in der westlichen Hemisphäre besonders deutlich zum Ausdruck bringt. Auch in den USA hat im Herbst 2016 die Wahl von Donald Trump ja eine Abwahl des “politischen Establishments” durch wirtschaftlich bedrängte Wutbürger nach sich gezogen.

Die Abhängigkeit des Vertrauens der Bevölkerung in die Politik von der persönlichen Wohlstandserwartung ist klar erkennbar. Länder im südlichen Europa (mit schlechter wirtschaftlicher Entwicklung) schneiden besonders schlecht ab, während Länder im Norden (mit vergleichsweise besserer wirtschaftlicher Entwicklung) die gegenteilige Tendenz erkennen lassen. Besonders ernüchternd ist jedoch, dass die überwiegende Mehrheit der Punkte im negativen Bereich liegt, insbesondere liegt das Vertrauen in politische Parteien in jedem Land im negativen Bereich. Österreich und Deutschland liegen im oberen Drittel, was mit der Empfindung zu tun hat, dass es uns immer noch besser geht als den anderen. Man beachte, dass diese Beurteilung zu einem Zeitpunkt erfolgt ist, als die Flüchtlingskrise in den Staaten Österreich, Deutschland und Schweden (alle drei Staaten nahmen besonders viele Flüchtlinge auf), gerade den Höhepunkt überschritten hatte. Dennoch liegen diese Länder im Ranking vorne. Die wirkliche Ursache der Vertrauenskrise liegt in der subjektiven Wahrnehmung der wirtschaftlichen Situation im Vergleich mit Anderen.

“Leistung” verliert als Leitbegriff der Marktwirtschaft seine Lenkungsfunktion

Während über Jahrhunderte für die Öffentlichkeit der Begriff “Leistung” positiv besetzt war, schwindet zunehmend das Vertrauen, dass sich über individuelle Leistung Wohlstand erreichen lässt. Dies ist nicht zuletzt eine Folge der Wahrnehmung, dass die Globalisierung Gewinner und Verlierer hervorbringt, Europa jedoch nicht zu den Gewinnern zählt. Wir sehen, wie uns die Asiaten um die Ohren fahren und merken gleichzeitig, dass wir als demokratische europäische Gesellschaften viel zu sehr mit uns selbst beschäftigt sind, um uns dieser Herausforderung zu stellen. Das gilt auch für die zweite große Herausforderung unserer Zeit, die technologische Revolution, die unsere Gesellschaften nachhaltig verändern wird und bereits verändert. Auch hier investieren wir nicht ausreichend in unsere digitale Infrastruktur und vor allem nicht in die technologische Kompetenz unserer Jugend.

Wir befinden uns also überall als Gesellschaft in der Defensive, ohne erkennbare Aussicht auf einen Sieg. Wer sich aber trotz individueller Anstrengung als Verlierer wahrnimmt, verliert das Vertrauen in “Leistung” als Handlungsmaxime. Er trachtet hingegen nach wahrnehmbaren Erfolgen. Denn Erfolge wären es, die ihn persönlich weiterbringen könnten, wenn Leistung selbst nicht mehr ausreicht. Wo diese Erfolge herkommen, ist sodann sekundär. Was hingegen als Erfolg zählt, muss klar erkennbar sein, man muss es eindeutig identifizieren können. Es ist jene wirtschaftliche Wohlstandsmehrung, die Politik und Gesellschaft im Kollektiv nicht mehr zu vermitteln imstande sind. Es erscheint eigentlich ganz einfach: individuelle Leistungsbereitschaft wird nicht mehr honoriert, außer sie führt zu erkennbaren Erfolgen. Willkommen in der Erfolgsgesellschaft!

Für Unternehmer bedeutet dies, dass viele Paradigmen, die in der Vergangenheit Richtschnur des Handelns waren, nur mehr eingeschränkt Geltung haben. Natürlich kann sich ein Unternehmen nicht vom Leistungsgedanken verabschieden, er sollte sich jedoch mehr und direkter in Richtung “Erfolg” orientieren und weniger darauf vertrauen, dass dieser sich bei guter Leistung schon einstellen wird. Denn zu unberechenbar sind die externen Einflüsse, zu unvorhersehbar auch die Auswirkungen politischer Entscheidungen auf den unternehmerischen Handlungsrahmen. Wer hätte noch vor Kurzem angenommen, dass die USA sich vom Freihandel abzuwenden beginnt? Eine Marktwirtschaft lebt von ihrer Anpassungsfähigkeit. Fundamentaler gesellschaftlicher Wandel erfordert auch eine Neuausrichtung der Zielsetzungen von Unternehmern. Und eine Anpassung der Systeme, wie Unternehmen zu führen sind.

Wenn sichtbarer Erfolg zum entscheidenden gesellschaftlichen “Wert” wird, bedeutet das auch für Unternehmer und Unternehmen einen Paradimenwechsel. Denn auch Unternehmer sind Menschen und nehmen gesellschaftliche Veränderungen ebenso wahr wie andere gesellschaftliche Gruppierungen. Unternehmer sind keine homogene Gruppe. Ebenso wenig wie sie politisch homogen denken und agieren, sind sie es als Menschen. Unternehmer sind auch Bürger und Familienmenschen. Sie sind auch Individualisten und Verantwortungsträger. Sie sind gesellschaftlich oft wenig geliebt, gleichwohl bewundert. Sie sind so unterschiedlich wie jede andere gesellschaftliche Gruppierung. Welches persönliche und wirtschaftliche Rollenmodell trägt also nun dem Wandel zur Erfolgsgesellschaft am besten Rechnung? Ich denke es ist das Konzept des “wertschaffenden Unternehmertums”.

Was bedeutet wertschaffendes Unternehmertum?

Das Konzept des wertschaffenden Unternehmertums stellt den Unternehmer ins Zentrum der Unternehmenspolitik. Der Unternehmer wird mitsamt seiner Persönlichkeit, seinen Präferenzstrukturen und seiner Einbettung in ein gesellschaftliches Umfeld zum Unternehmen in Beziehung gesetzt. Zugleich wird ein praktikabler, konsistenter Handlungsrahmen – die Steigerung des Unternehmenswertes – sowie ein dementsprechender Werkzeugkasten mit dem Unternehmertum verbunden. Wertschaffendes Unternehmertum ist die Antwort auf den gesellschaftlichen Wandel im 21. Jahrhundert und die damit verbundenen unternehmerischen Herausforderungen.

Äußere Rahmenbedingung dieses Unternehmertums, wie ich es verstehe, ist der bereits vollzogene Wandel der westlichen Gesellschaften von Leistungs- zu Erfolgsgesellschaften, dies vor dem Hintergrund der Globalisierung. Dieser Kontext erfordert die fokussierte Ausrichtung der Unternehmenspolitik auf eine Grundfunktion privatwirtschaftlichen ökonomischen Handelns: die Wertsteigerung. Damit ist nicht eindimensional die Verabsolutierung von Eigennutz im Sinne des homo oeconomicus, eines rationalen Nutzenmaximierers, gemeint. Der Unternehmer als vitale und komplexe Persönlichkeit lässt sich nicht auf eine emotionslose Gewinnmaximierungsmaschine reduzieren. Das betriebswirtschaftliche Instrumentarium zur Umsetzung des wertschaffenden Unternehmertums stellt die Steigerung des Unternehmenswerts ins Zentrum des Handelns.

Warum wertorientierte Unternehmensführung sich nicht auf Monetätes beschränkt

Der Aufklärer Adam Smith gilt als Vater der Nationalökonomie, die er aus der Moralphilosophie heraus entwickelte. Er befasste sich in seinem 1759 erschienenen Werk „Theorie der ethischen Gefühle“ mit der Natur des Menschen und seinem Verhältnis zur Gesellschaft. Im Gegensatz dazu neigten die mathematisch dominierten Wirtschaftswissenschaften häufig dazu, den Menschen auf eine rationale Subsumptionsmaschine zu reduzieren, die gar nicht anders könne, als sich ausschließlich monetär orientiert und rational der persönlichen Nutzenmaximierung zu widmen. In der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts rückte der Ökonom Joseph Alois Schumpeter den Unternehmer als Innovator in den Mittelpunkt. Nach Schumpeter ist der Unternehmer innovativ, um seine wirtschaftliche Position zu verbessern. Demnach bringt der Unternehmergeist Innovationen hervor und befördert damit Wirtschaftswachstum und sozialen Wandel. Dabei kommt es weniger auf die Ideen und Konzepte an, sondern auf deren Durchsetzung. Schumpeter unterscheidet dezidiert zwischen Unternehmern und Kapitalisten. Beim Kapitalisten steht die Verfügungsgewalt über materielle Ressourcen im Vordergrund, für deren Bereitstellen erwartet er Rendite. Das wesentliche Anliegen des Unternehmers ist hingegen, Erneuerungsprozesse zu gestalten. 

Keine der großen Innovationen der Geschichte lässt sich durch die Gier nach Geld oder das emotionslose Optimieren von Bestehendem erklären. Stets motivierten andere Antriebe (wie Neugier oder Selbstverwirklichung) den Innovator, sein Projekt voranzutreiben. Dieser Unternehmer trifft nun in der westlichen Welt auf eine saturierte Gesellschaft, die im Schumpeter’schen Sinn kapitalistisch, also renditegetrieben ist. Dazu zählt auch ein hoheitlich agierender Staat, der zur Realisierung von Verteilungszielen, zwecks Ernährung seiner Bürokratie bzw. aus Selbsterhaltungsmotiven wie ein Kapitalist Schumpeter’scher Prägung agiert. Dieser Staat ermöglicht eine unternehmerische Entfaltung nur gegen “Rendite” in Form von Steuern, Gebühren und sonstigen Zwangsabgaben. Um diese Rendite schmälert er in stets steigendem Ausmaß die produktive Wertschöpfung. Zur Rechtfertigung dieser Vorgehensweise wird ein scheinbarer Interessengegensatz zwischen Unternehmern und anderen gesellschaftlichen Gruppen formuliert. Infolgedessen sehen sich Unternehmer gezwungen, sich ihrerseits zu legitimieren, denn – ganz im Sinne des historisch überlebten Klassenkampfes – werden sie, um mit Schumpeter zu sprechen, in erster Linie nicht als Innovatoren, sondern als Kapitalisten wahrgenommen.

Diese Sichtweise negiert andere Motive als rein ökonomische. Unternehmer werden einerseits als notwendiges Übel in Zusammenhang mit Produkten und Arbeitsplätzen wahrgenommen, andererseits unter scharfe Beobachtung gestellt. Scheitern gilt als unmoralisch oder gar kriminell. Für den Unternehmer bedeutet dies, dass er wachsam sein muss. Andrew Stephen Grove, der Mitbegründer und ehemalige Vorstandsvorsitzende von Intel, betitelte sein Buch über erfolgreiches Management des Wandels: „Nur die Paranoiden überleben“. Unternehmer sind Menschen aus Fleisch und Blut – zumeist ausgestattet mit besonderen Fähigkeiten und außergewöhnlichem Antrieb. Heute können sie in Europa allerdings nur unter verschärften Bedingungen handeln. Diese Ausgangslage verlangt nach einem neuen Zugang zum Unternehmertum und einem stringenten Orientierungsrahmen: dem wertschaffenden Unternehmertum!

 

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