Das Internet erfährt derzeit eine Revolution und sie trägt den Namen Blockchain. Die Blockchain wird derzeit mit Kryptowährungen assoziiert. Aber während Blockchain eine Technologie repräsentiert, stehen Kryptowährungen oft für spekulativen Überschwang. Das Internet der Dinge wird bald durch das Internet der Werte ergänzt. Dies hat das Potenzial, unsere Wirtschaftssysteme zu verändern.
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Immer wieder ist von weltbewegenden Umwälzungen die Rede. Die Entschlüsselung des menschlichen Genoms im Bereich der Biologie ist vergleichbar mit der digitalen Revolution im Bereich von ICT. Die Nanotechnologie und die Robotik sowie Entwicklungen im Bereich künstlicher Intelligenz werden unsere Gesellschaften eher innerhalb weniger Jahre als innerhalb von Jahrzehnten verändern. Tatsächlich schreitet die Wissenschaft mit Siebenmeilenstiefeln voran. Gesellschaftlich bedeutet das mit entsprechender Zeitverzögerung gravierende Umwälzungen. Es gibt aber wenige Umwälzungen, die derart in der Breite der Bevölkerung unmittelbar spürbar werden, wie es im Bereich des Internet der Fall ist. Und genau hier findet derzeit die nächste Revolution statt. Das bekannte Internet der Informationen wird durch das Internet der Werte zwar nicht abgeschafft, aber ganz zentral ergänzt werden!
Das Internet der Informationen hat bereits die Welt verändert
Das Internet der Informationen ist jenes Internet, das wir alle kennen. Wer es nicht kennt und nicht zu nutzen weiß, gilt heute als digitaler Analphabet. Es hat zu Veränderungen in vielen Lebensbereichen geführt. Der Modernisierungsschub hat nicht nur viele Wirtschaftszweige erfasst und neue Branchen entstehen lassen, es hat auch unser Kommunikationsverhalten völlig verändert. Die wertvollsten Unternehmen der Welt verfolgen heute Geschäftsmodelle, die in zentralen Aspekten auf dem Internet basieren. Aber das Internet hat auch unsere gesamte Kultur nachhaltig verändert. Diese Veränderung geht wahrscheinlich über jene Veränderung hinaus, die mit der Erfindung des Buchdrucks verbunden war. Obgleich es Vorläufer gab, rückte das WWW erst in den 1990er Jahren ins öffentliche Bewusstsein. Um die Jahrtausendwende platzte schließlich an den Finanzmärkten die sogenannte Dot-Com-Blase, die Ausdruck der damaligen Euphorie war. Aber das Platzen dieser Blase hat natürlich diese fantastische Technologie nicht wirklich beeinträchtigen können. Der Crash hat nur spekulative Exzesse vorläufig beendet.
Was ist durch das “alte” Internet bisher passiert? Es hat die Welt vernetzt. Jeder Mensch mit Internetzugang kann Informationen finden und internetbasierte Dienste nutzen. Es ist ein Garant der Freiheit, denn Unfreiheit erfordert meistens Unwissenheit. Und es ist kein zentral kontrollierbares Netz, auch wenn Zentralisierungstendenzen über oligopolistische Geschäftsmodelle der führenden Internetunternehmen zunehmen. Nicht umsonst wird es von totalitären politischen Systemen zensiert.
Serverfarmen und Plattformen erleichtern uns allen das Leben. Der Internetprovider ist frei wählbar, in welchem Webshop jemand einkauft, kann er sich selbst aussuchen. Suchmaschinen finden alles und jedes. Sie orientieren sich im Informationsangebot mittlerweile sogar schon an den Gewohnheiten, Präferenzen und Interessen der User. Facebook ermöglicht es uns sogar, soziale Kontakte punktgenau und auch mobil jederzeit verfügbar zu haben. Und diese gewaltigen Vorteile gibt es de facto zum monetären Nulltarif oder zu minimalen Kosten. Der Preis für all das ist der gläserne Mensch. Denn nur Idioten können glauben, dass Firmen wie Google, Amazon oder Facebook Philantropen sind, obgleich ihre Marktkapitalisierung die Old Economy weit in den Schatten stellt. Aber die europäische Datenschutzparanoia interessiert außerhalb von Europa kaum jemanden. Daten- und Machtmonopole werden entweder nicht erkannt oder aber billigend in Kauf genommen. Wer sich aus dem Spiel nimmt, der nimmt an einem wesentlichen Teil der Welt einfach nicht mehr teil. Ich halte den europäischen Zugang zu diesem Thema zwar im globalen Wettbewerb für selbstmörderisch, aber das kann man zugegebenermaßen auch anders sehen.
Was ist unter dem Begriff Blockchain zu verstehen
Blockchains basieren zumeist auf dem Zusammenwirken dezentral organisierter Teilnehmer eines Netzwerks, einem sogenannten Peer-to-Peer-System ohne zentrale Koordinierungsstelle. Eine Blockchain ist eine laufend erweiterbare Datenbank, bestehend aus Datensätzen, die Blöcke genannt werden. Diese werden durch einen auf die jeweilige Blockchain abgestimmten Algorithmus zusammengehalten, der festlegt, welche Daten korrekt sind und Teil der Blockchain werden. Kryptographie- und Sicherheitstechnologien stellen die “Integrität” der Daten sicher, also deren Korrektheit.
Wie unterscheidet sich nun aber ein zentralisiertes Softwaresystem von einem dezentralem und einem gemischten System? Das folgende Schaubild zeigt die Unterschiede:
Beispiel 1 Reinverteiltes System
Beispiel 2 Zentralisiertes System
Beispiel 3 Verteiltes System mit zentralem Element
Beispiel 4 Verteiltes System mit Zentrum
Bei einem “rein verteilten System” (Beispiel 1) ist durch die Systemarchitektur der Software jeder Netzwerkknoten mit einem anderen verbunden, ohne jegliches zentrale Element (Bitcoin ist das typische Beispiel). Demgegenüber ist bei einer “zentralisierten Systemarchitektur” (Beispiel 2) jeder Netzwerkknoten rund um eine zentrale Komponente angeordnet. Zentralisierte Systeme und verteilte Systeme sind architektonische Gegenpole. Daneben gibt es auch Hybridsysteme, die Vor- und Nachteile der jeweiligen Extreme in Abhängigkeit von der jeweiligen Zielsetzung des Systems zu optimieren versuchen. Es gibt vor allem zwei archetypische Möglichkeiten, diese Gegenpole zu vereinen. Beide existieren in der realen Welt. Beispiel 3 in unserem Schaubild zeigt ein “verteiltes System mit zentralem Element”. Dabei ist jeder Netzwerkknoten nicht nur mit anderen Netzwerkknoten, sondern auch direkt mit einem zentralen Element in der Mitte des Netzwerkes verbunden. Beispiel 4 zeigt ein sogenanntes “verteiltes System im Zentrum”. Dabei sind alle Netzwerkknoten an der Peripherie scheinbar nur mit einer größeren, zentralen Komponente im Zentrum verbunden. Allerdings stellt die “zentrale Komponente” selbst wiederum ein verteiltes System dar.
Das alles hat eine entscheidende praktische Bedeutung. Je nach Systemarchitektur lassen sich rund um die Blockchain ganz unterschiedliche Geschäftsmodelle umsetzen. Entsprechend vielfältig sind die Möglichkeiten, die auf uns zukommen werden.
Besonders gut, aber nicht nur, eignen sich Blockchains zur Verwaltung von Eigentum. Bitcoin als Kryptowährung war daher die erste Anwendung der Blockchain. Aber die Möglichkeiten der Blockchain reichen weit über diese erste Anwendung hinaus. Bereits Ethereum stellt einen Quantensprung in der Funktionalität einer Blockchain dar.
Das Internet der Werte basiert auf der Blockchain
Wer im alten Internet, im Internet der Informationen, Geschäfte machen wollte, musste sich des bestehenden Finanzsystems bedienen. Man konnte im Internet der Informationen keine direkten Werte, beispielsweise Geld verschicken. Dies erfolgte immer über klassische Währungen und Finanzdienstleister, seien es Kreditkartenunternehmen oder Banken, beispielsweise über Lastschriftverfahren. Selbst Paypal macht nichts anderes und auch Internetbanken sind immer noch Banken. Das Internet der Werte erlaubt nun aber das direkte Versenden von Werten ohne zwischengeschaltete Intermediäre. Man braucht dann keine Finanzdienstleister mehr. Damit können Transaktionen aber auch nicht mehr zensiert oder abgelehnt werden. Der Einzelne erhält zusätzliche Freiheitsgrade, die systemisch weitgehend anonym, kaum beschränkbar und sowohl sicher als auch transparent sind. Aber die Blockchain erlaubt nicht nur das Transferieren von Werten. Auch das Erschaffen von Werten, abseits staatlicher Geldschöpfung, wird möglich. Miner von Kryptowährungen machen nichts anderes. Aber auch das Schaffen von Werten über das Erstellen von Verträgen – sogenannten Smart Contracts – wird möglich.
Die Blockchain erlaubt das eindeutige Zuordnen von Handlungen und Verträgen sowie deren automatische Bezahlung. Sie repräsentiert ein wirklich dezentrales, transparentes Netzwerk. Der gläserne Mensch wird durch die Transparenz aller in der Blockchain vollzogenen Transaktionen ersetzt. Transparenz bedeutet, dass jeder Teilnehmer einsehen kann, welcher (anonyme) Teilnehmer über wie viele Geldmittel verfügt, welche Transaktionen bisher stattgefunden haben und welche Transaktion er unumkehrbar und zu exakt welchen Bedingungen abschließen kann. Die Transparenz der Blockchain ist total. Sie schließt die Blockchain selbst mit ein, ihr gesamter Code ist offen einsehbar.
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Blasen und deren Platzen entwerten nicht die Bedeutung der Blockchain
Die Kursentwicklung des Bitcoin im Jahr 2017 war aus meiner Sicht eine typische Blase. Diese ist im Januar 2018 schließlich geplatzt. Seither ist die Volatilität der Kryptowährungen nach wie vor hoch. Sehen wir uns einmal einen Kurschart über die Wertentwicklung von Bitcoin vom Jahr 2016 bis November 2020 an:
Quelle: https://markets.bitcoin.com/crypto/BTC, Zugriff: 17.11.2020
Obgleich die Blase bereits Ende 2017 geplatzt ist, war das Volumen an sogenannten „Initial Coin Offerings“ (ICOs) nach wie vor steigend und wird voraussichtlich auch nicht versiegeln. Mittlerweile ist eine neue Kategorie vom sogenannten Token entstanden. Dies sind Security Token, die über sogenannte “Security Token Offerings” (STOs) emittiert werden. Warum ist das so? Weil die Blockchain eben viele Industrien nachhaltig verändern wird. Darüber werden sie von mir in weiteren Blogposts demnächst noch mehr hören. Und es werden zunehmend die soeben zitierten „Security Token“ sein, die via STO quasi als „programmierte Wertpapiere“ der Unternehmensfinanzierung und der Anlage dienen werden. Ebenso wie dies schon heute Aktien oder Anleihen tun. Nicht reine Kryptowährungen werden der Haupteinsatzbereich der Blockchain sein, sondern eben Finanzinstrumente und Wertpapiere, die sich einer Technologie (der Blockchain) bedienen und auf ganz unterschiedlichen Geschäftsmodellen von Unternehmen basieren.
Blockchainanwendungen gehen wesentlich über Kryptowährungen hinaus
Es wäre fatal, wenn die zukünftige Daseinsberechtigung der Blockchain alleine von der Entwicklung der Kryptowährungen abhängen würde. Das ist dezidiert nicht der Fall! Zwar war Bitcoin die erste große Anwendung und hat sich die Kommerzialisierung der Blockchain zunächst über diese Währung verwirklicht. Aber dabei ist es nicht geblieben und bereits heute muss man die Blockchain viel breiter betrachten. Die Blockchain findet heute bereits in ganz unterschiedlichen Bereichen spannende Anwendungsfelder, beispielsweise:
- Im Bereich Lebensmittelsicherheit beschäftigt sich Nestlé mit globalen Anwendungen für die Blockchain
- Maersk beschäftigt sich mit blockchainbasierten Lösungen für die Containerschifffahrt
- Kreditkartenunternehmen und Banken wie American Express und Banco Santander arbeiten an Blockchainlösungen für den Zahlungsverkehr in Zusammenhang mit der Kryptowährung Ripple
- Der Flugzeugbauer Boeing möchte die Flugsicherheit über die Blockchain verbessern und hat beim Patentamt eine entsprechende Anmeldung durchgeführt
- Walmart verfolgt ein Projekt, um die Produktions- und Transportbedingungen von Produkten anhand der Blockchain zu dokumentieren
Dies ist nur ein kleiner Auszug bereits aktueller Anwendungen aus dem Bereich Old Economy, die zeigen soll, dass Blockchain mehr bedeutet als Bitcoin. Wir können gespannt sein, in welcher Geschwindigkeit sich diese aus meiner Sicht unumkehrbare Entwicklung fortsetzt.
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